Die Erfolgsgeschichte des Triathlon-Sommers

 Im Frühjahr dieses Jahres, als der erste Corona-Lockdown Deutschland fest im Griff hatte, hatten sie in Thüringen wieder eine dieser Ideen. Sie gefiel ihnen so gut, dass sie diese nicht wieder verwarfen. Stattdessen setzten sie diese Idee um - innerhalb von zehn Tagen. Das Ergebnis dieser Umsetzung sollte unter dem Namen Quarantathlon bekannt werden und war wohl die Erfolgsgeschichte in Triathlondeutschland des vergangenen Sommers, was alternative Wettkampf-Formate während der Corona-Pandemie angeht.

Adventskalender Quarantathlon
Wir haben mit Quarantathlon den absurdesten Vorschlag ausgewählt. Der Name ist so dämlich, dass ihn sich jeder merken kann und er dadurch in Erinnerung bleibt.

Matthias Weißbrodt, Organisator des Jenaer Paradiestriathlons und Vizepräsident des Thüringer Triathlon Verbandes, und Tom Eismann, Landestrainer in Thüringen und Sportlicher Leiter des Teams Weimarer Ingenieure, telefonieren eigentlich jeden Tag miteinander. Bei diesen Gesprächen geht es eigentlich immer um Triathlon und darum, wie sie den Triathlon in Thüringen noch weiter voranbringen können. Dabei entstehen immer viele Ideen. Manche werden umgesetzt, andere wieder verworfen. Im Frühjahr dieses Jahres, als der erste Corona-Lockdown Deutschland fest im Griff hatte, hatten sie wieder eine dieser Ideen während eines ihrer täglichen Telefonate. Sie gefiel ihnen so gut, dass sie diese nicht wieder verwarfen. Stattdessen setzten sie diese Idee um - innerhalb von zehn Tagen.

Das Ergebnis dieser Umsetzung sollte unter dem Namen Quarantathlon bekannt werden und war wohl die Erfolgsgeschichte in Triathlondeutschland des vergangenen Sommers, was alternative Wettkampf-Formate während der Corona-Pandemie angeht.

Am Anfang dieser Erfolgsgeschichte stand eine Notwendigkeit. Die Notwendigkeit, eine Alternative für den Kadertest und die Sichtung zu finden – beides konnte coronabedingt nicht wie gewohnt durchgeführt werden. Aus der Idee, dass die Athlet*innen selbstständig einen Lauf- und einen Radtest absolvieren, wurde die erste von neun Challenges des Quarantathlons. Und aus einem kleinen Wettbewerb gleich eine große Wettkampfserie.

„Es ging darum, Leute zu bewegen“, sagt Weißbrodt. Seine Mitstreiter und er dachten dabei an die thüringischen Kaderathlet*innen und ein paar weitere Sportler*innen, an 30 bis 40 Teilnehmer*innen pro Challenge. Nun ja, mit der Schätzung lagen sie daneben. Deutlich daneben. Bei der ersten Challenge waren rund 350 Athlet*innen dabei. Ab der zweiten Challenge waren es jeweils sogar rund 400. Die Macher wurden förmlich vom Erfolg des Quarantathlons überrannt, kamen am Anfang mit der Arbeit kaum hinterher. „Dass wir in Thüringen aufgrund unserer Kontakte Erfolg haben werden, war klar“, sagt Weißbrodt. Was nicht klar war: dass auch aus anderen Bundesländern viele Athlet*innen dabei sein sollten: vor allem aus Hessen, aus Nordrhein-Westfalen, aus Niedersachsen, aus Berlin, aus Brandenburg, aus Sachsen oder aus Sachsen-Anhalt.

Der Erfolg des Quarantathlons hat viele Gründe. Die Macher haben den perfekten Moment erwischt. Sie haben die Challenge groß aufgezogen, die Reichweite bekannter Sportler*innen in den sozialen Medien für die Verbreitung ihrer Idee genutzt. Und die Hürde, mitzumachen, war gering, die Teilnahme kostenlos. Es waren nur ein Handy oder eine GPS-fähige Uhr nötig.

Im Vordergrund standen beim Quarantathlon – für die Idee erhielten sie unter anderem den großen Stern des Sports in Silber für vorbildliches soziales Engagement - nicht die Ergebnisse, sondern der Wunsch, Menschen zur Bewegung zu animieren. Vor allem der Nachwuchs sollte angesprochen werden. Im Endeffekt waren es aber nicht nur viele Kinder und Jugendliche, die mitmachten, sondern auch viele Eltern von Athlet*innen und Menschen, die ansonsten durch andere Verpflichtungen im Triathlon gar nicht die Zeit haben, bei Wettkämpfen zu starten. „Es ist toll, dass wir solche Leute zur Teilnahme bewegen konnten“, sagt Weißbrodt.

Neben ihm und Eismann gehörten Folker Schwesinger(Bundesligateam Weimarer Ingenieure), Christian und Ulrike Geßner (LTV Erfurt), Rebecca Scriba (Triathlon Jena) sowie Maja Blümel (AC Apolda) zum Organisationsteam. Innerhalb von knapp eineinhalb Wochen entwickelten sie aus der Idee ein funktionierendes Wettkampfformat, besserten im Laufe der rund zwei Monate immer wieder nach. „Die enge Vernetzung dieser Akteure im Thüringer Triathlon auch über Vereinsgrenzen hinweg“, bezeichnet Weißbrodt als Basis des Erfolgs: „Jeder brachte seine ein. Folker programmierte in einigen Nachtschichten eine Datenbank und die Webseite, die dann auch die DTU für den Bundesliga-Swim & Run nutzte. Rebecca baute vier professionelle #kurzerklärt Videos, um den vielen Interessenten die Idee, den Ablauf, die Regeln und die Wertungen näher zu bringen.“ Nur ihr Wunsch, einen richtigen Triathlon in den Quarantathlon einzubetten, blieb ihnen aufgrund der Corona-Verordnungen verwehrt.

Der Name entstand – zusammen mit weiteren Vorschlägen - übrigens auf einer Radausfahrt von Schwesinger und Eismann und wurde in einem Meeting des Organisationsteams ausgewählt. Es muss ein ziemlich lustiges Meeting gewesen sein, weil die Namensvorschläge doch alle eher absurd klangen, wie Weißbrodt erzählt: „Wir haben mit Quarantathlon den absurdesten Vorschlag ausgewählt. Der Name ist so dämlich, dass ihn sich jeder merken kann und er dadurch in Erinnerung bleibt.“

Den Begriff Quarantathlon haben sie sich mittlerweile übrigens markenrechtlich schützen lassen. Wer weiß, wofür sie diesen in Zukunft noch benötigen, wenn sie wieder einer ihrer tollen Ideen haben.