„Sind Kultveranstaltung im Duathlon in Deutschland“

Die Deutschen Meisterschaften über die Duathlon-Mitteldistanz am 19. April in Alsdorf eröffnen in diesem Jahr den Reigen an nationalen Titelkämpfen im Triathlon und den verwandten Multisportarten. Renndirektor Patrick Thevis hat uns rund zwei Monate vor der DM erzählt, warum er im ersten Jahr der Veranstaltung einen riesen Schreck bekommen hat, wie gut er holländisch spricht und warum ihn Gespräche mit Athleten auch mal tief bewegen und berühren.

Sportler große Gruppe Sportler startet laufend.
Ich versuche, mich immer in die Sicht von Athleten hineinzuversetzen. Ich gehe ihren Ablauf am Wettkampftag durch und versuche so, einen perfekten Tag für einen Athleten hinzubekommen.
Patrick Thevis
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Ist Alsdorf eine Kultveranstaltung?

Ich würde sagen, ja. Wir sind eine Duathlon-Hochburg und daher sind wir auch eine Kultveranstaltung im Duathlon in Deutschland. Wir sind die Nummer eins im Duathlon hierzulande, was die Teilnehmerzahlen und Eventgröße angeht.

Was macht das Flair in Alsdorf aus?

Wir sind unheimlich stolz darauf, zu 100 Prozent ehrenamtlich zu arbeiten. Wir sind ein kleiner Verein mit 114 Mitgliedern, wovon 32 zur Triathlonabteilung gehören. Trotz der Größe unserer Veranstaltung ist es uns gelungen, familiär zu bleiben.

Ist es schwer, genügend Helfer zu finden?

Für uns nicht, da alle sehr stolz sind, bei dieser Veranstaltung mitzuhelfen. Es ist toll, wenn das Team so hinter einer Veranstaltung steht. Alle ziehen immer mit bei dem ganzen „Mist“, den ich vorschlage (lacht). Wie zum Beispiel nun auch eine EM auszurichten. Was wiederum heißt, noch einen Tag früher mit dem Aufbau zu beginnen. So etwas geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen.

Woher kommt der gute Ruf der Veranstaltung?

Das musst du die Teilnehmer fragen (lacht). Als wir, damals noch in Eschweiler, die erste Veranstaltung ausgerichtet haben, kam ein Athlet, immerhin zweimaliger Europameister in seiner Altersklasse, auf uns zu und meinte, die Veranstaltung sei perfekt organisiert. Eine gute Organisation ist also wichtig. Und immer freundlich zu sein. Wir sind ja ein Dienstleister. Ich versuche, mich immer in die Sicht von Athleten hineinzuversetzen. Ich gehe ihren Ablauf am Wettkampftag durch und versuche so, einen perfekten Tag für einen Athleten hinzubekommen.

Wie ist die Veranstaltung entstanden?

Die Idee entstand bei einer Radtour mit den Vereinskollegen. Der Blausteinsee in Eschweiler war oft unsere Trainingsheimat, dort gibt es eine tolle Zwei-Kilometer-Laufrunde und eine schöne 10-Kilometer-Radstrecke um den See. Wir dachten: daraus muss sich doch ein Wettkampf machen lassen. 2010 haben wir dann gesagt, wir probieren es. 150 Teilnehmer waren das Ziel. Bei 215 Teilnehmern haben wir die Anmeldung geschlossen, weil wir dachten, das wird ansonsten eine Nummer zu groß für uns. Nach fünf Jahren waren wir dann bei kontinuierlich 450 Teilnehmern angekommen. Wir wollten aber mehr und unsere Veranstaltung weiterentwickeln. Deswegen haben wir damals Kontakt zur Deutschen Triathlon Union aufgenommen, um uns für die Ausrichtung der DTU Deutschen Meisterschaften zu bewerben. Durch den Umzug in die Alsdorfer Innenstadt wurde uns die perfekte Plattform dafür geboten und im zweiten Anlauf wurden uns die Deutschen Meisterschaften zugesprochen. Das war schon toll.

Was ist für einen Renndirektor der schönste Moment am Renntag?

Wenn alle Teilnehmer gestartet sind. Dann fällt die Anspannung ab und die Vorfreude auf den Zieleinlauf der Athleten*innen und die Siegerehrung ist da. Wenn man in die vielen glücklichen Gesichter nach dem Wettkampf schauen darf, weiß man, für was man die vielen Stunden im Vorfeld gearbeitet hat.

Gibt es auch einen schlimmsten Moment?

Letztes Jahr mussten wir leider einen Athleten aus dem Wettkampf nehmen, weil er deutlich über der Zielschlusszeit war. Das Gespräch im Anschluss mit dem Athleten hat mich so bewegt und berührt, dass wir für dieses Jahr die Start- und Cut-off-Zeiten hoffentlich so angepasst haben, dass alle Teilnehmer das Ziel erreichen können.

Ihr richtet dieses Jahr nicht nur die Deutschen Meisterschaften aus, sondern auch die Europameisterschaften. Stolz darauf?

Absolut! Mit der EM erfüllen wir uns einen großen Traum und setzen uns gleichzeitig die Krone auf. Die Bewerbungsphase war ein langer Weg und wir haben ein paar Mal richtig zittern dürfen, bis wir die finale Rückmeldung und den EM-Vertrag bekommen haben. Es mussten ja alle Stellen „Ja“ sagen: Die Europäische Triathlon Union, die Deutsche Triathlon Union, Powerman und wir. Wir haben jetzt zum fünften Mal die DM in Alsdorf, haben also vier Jahre Erfahrung sammeln können. Die EM auszurichten, ist für uns ein Ritterschlag.

Was ist anders bei der Vorbereitung?

Aus Veranstaltersicht die Mehrsprachigkeit. Wir haben zum Beispiel die Ausschreibung in drei Sprachen verfasst, neben Deutsch und Englisch auch in Niederländisch. Da wir relativ viele Teilnehmer aus den Benelux-Ländern an der Startlinie haben werden, werden wir am Veranstaltungstag am Anmeldedesk zwei Frauen haben, die niederländisch sprechen.

Sprichst du selbst niederländisch?

Ja, ik spreek ook een beetje Nederlands. Het is genoeg om het goed te krijgen (Ja, ich spreche auch ein bisschen niederländisch. Es reicht, um zurecht zu kommen, Anm. d. Red.). Wenn ich an der niederländischen Küste bin, wechseln die Menschen sofort ins Deutsche, wenn sie sich mit mir unterhalten. Wenn ich aber hier – wir sind ja nahe an der Grenze – nach Holland rüber fahre, klappt das ganz gut mit der Verständigung. Die Leute dort sprechen einen Dialekt, der viele Parallelen zu dem Aachener Dialekt hat, den wir hier sprechen.

Ihr habt auch schon des Öfteren die Deutschen Duathlonmeisterschaften für den Nachwuchs ausgerichtet. Was ist der Unterschied zu den Erwachsenen?

Es ist etwas Besonderes, die Jugendlichen am Start zu haben. Es ist für sie etwas Tolles, bei so einem großen Event dabei zu sein. Wenn dann anschließend – wie in den Vorjahren - im Elitefeld Athleten wie Steffen Justus oder Jonathan Zipf starten, dann stehen die Jugendlichen da und schauen zu, weil das ihre Idole sind. So etwas ist dann schon ein Schmankerl für den Nachwuchs.