Überlebt auch dank des Sports

Martin Scattergood erkrankte vor 15 Jahren am Guillain-Barré-Syndrom (entzündliche Veränderung des peripheren Nervensystems). Es stand zeitweise nicht gut um ihn. Er überlebte, musste aber vieles neu lernen: Atmen, sprechen, laufen. Der Sport half ihm auf seinem schwierigen Weg zurück in ein normales Leben. Seite neun Jahren startet er wieder bei Triathlons. Dieses Jahr will er am Triathlon in Düsseldorf teilnehmen.

Nach vier Monaten konnte Martin wieder alleine gehen.
Martin Scattergood erkrankte vor 15 Jahren am Guillain-Barré-Syndrom
„Der Sport hat mein Leben gerettet“, sagt Scattergood und fügt an: „Sport hat mir mentale Stärke gegeben. Ich habe gelernt, nie aufzugeben, sondern immer weiterzumachen. Zu kämpfen.“ So wie er vorher nach Trainingsplänen für Triathlonwettbewerbe trainiert hatte, hatte er sich Pläne und Ziele gesteckt, um wieder atmen, sprechen und laufen zu lernen. „Mein Wettkampf war es, wieder atmen, sprechen und gehen zu können.“

Martin Scattergood erkrankte vor 15 Jahren am Guillain-Barré-Syndrom (entzündliche Veränderung des peripheren Nervensystems). Es stand zeitweise nicht gut um ihn. Er überlebte, musste aber vieles neu lernen: Atmen, sprechen, laufen. Der Sport half ihm auf seinem schwierigen Weg zurück in ein normales Leben. Seite neun Jahren startet er wieder bei Triathlons. Dieses Jahr will er am Triathlon in Düsseldorf teilnehmen.

An Karneval 2005 ging Martin Scattergood freitagsabends auf eine Party. Am nächsten Tag fühlte er sich ein bisschen wackelig auf den Beinen. „Ich dachte, ich habe ein bisschen zu viel getrunken“, erzählt der 62-Jährige rückblickend. Doch schnell stellte sich heraus: Scattergood hatte keinen Kater, sondern die Grippe. Da er beruflich selbstständig ist, schleppte er sich in der kommenden Woche trotzdem jeden Tag ins Büro. Donnerstags kamen Rückenschmerzen dazu. Freitags merkte er, dass er nicht mehr kann. Gar nicht mehr kann. „Ich fühlte mich so schlecht, dass ich nicht mal mehr Auto fahren konnte“, erzählt er.

Und dann ging alles rasend schnell. Sein Zustand verschlechterte sich weiter. Ein Arzt schickte ihn ins Krankenhaus. Dort diagnostizierte man das Guillain-Barré-Syndrom. Scattergood kam auf die Intensivstation. Es stand nicht besonders gut um ihn. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Er konnte nicht mehr sprechen. Er konnte zeitweise nicht mehr atmen, wurde für einige Tage in ein künstliches Koma versetzt. „Ich war zu 100 Prozent gelähmt, konnte nichts mehr sehen. Ich fühlte mich gefangen in meinem eigenen Körper“, sagt Scattergood.

Acht Wochen lang wurde er künstlich ernährt und beatmet. Dann stellte sich langsam eine Besserung ein. Seine Arme und Beine konnte er wieder bewegen. Zumindest ein bisschen. Jedoch völlig unkontrolliert. Bewegen, sprechen, atmen. All das musste er komplett neu lernen. Erst nach 16 Wochen verließ er das Krankenhaus – auf Krücken gestützt.

„Der Sport hat mein Leben gerettet“, sagt Scattergood und fügt an: „Sport hat mir mentale Stärke gegeben. Ich habe gelernt, nie aufzugeben, sondern immer weiterzumachen. Zu kämpfen.“ So wie er vorher nach Trainingsplänen für Triathlonwettbewerbe trainiert hatte, hatte er sich Pläne und Ziele gesteckt, um wieder atmen, sprechen und laufen zu lernen. „Mein Wettkampf war es, wieder atmen, sprechen und gehen zu können.“

Nach vier Monaten konnte er wieder alleine gehen. Nach 18 Monaten begann er mit Nordic Walking. Nach zwei Jahren joggte er erstmals wieder. Nach zweieinhalb Jahren nahm er an einem Zehn-Kilometer-Lauf in Düsseldorf teil. Es ging ihm erst einmal darum, gesund zu werden, sich wieder normal bewegen zu können. Aber es bedeutete ihm natürlich auch viel, in den Sport, der ihm so viel bedeutete, so viel gegeben, so viel geholfen hatte, zurückzukehren. Sechs Jahre nach der Erkrankung, im Sommer 2011, absolvierte er erstmals wieder einen Triathlon. „Das Schwimmen ist schwierig, ansonsten komme ich gut zurecht“, sagt Scattergood. Im Wasser bekommt er immer wieder Panikattacken.

Diese stehen in Zusammenhang mit seiner Krankheit. Er hatte den Kampf gegen den Tod gewonnen. Doch er musste und muss weiterkämpfen. Im Nachhinein plagten ihn (und plagen ihn noch immer) mentale Probleme. „Ich bin nur knapp dem Tod entronnen. Mein Leben war fast zu Ende. Dieses Wissen ist wie ein Gift in meinem Kopf.“

Martin Scattergood könnte auch sagen, er lässt den Ausdauerdreikampf. Aber der Sport hilft ihm. Und er hilft damit anderen. „Ich will anderen Leuten und besonders Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom zeigen, was sie schaffen können“, sagt Scattergood. Dann erzählt er von einem jungen Mann, der seine Lebenslust verloren hatte. Scattergood besuchte ihn mehrfach im Krankenhaus, versuchte ihn aufzubauen. Es gelang. Der junge Mann schaute dann bei einem Wettkampf von Scattergood vorbei. Vielleicht wird er demnächst auch einen Wettkampf absolvieren.

Scattergood, der 1999 seinen ersten Triathlon absolvierte, startet jedes Jahr bei ein bis zwei Wettkämpfen – mehr ist in seinem Zustand nicht mehr möglich. Dieses Jahr wird er in Düsseldorf an den Deutschen Meisterschaften über die Sprintdistanz teilnehmen.

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