Vom Alkoholiker zum Triathleten

Dominics Leben steuerte 15 Jahre lang auf ein schnelles Ende zu. Er war stark übergewichtig, abhängig von Alkohol und Drogen. Mit Anfang 30 gelang ihm, was vielen in einer vergleichbaren Situation nicht gelingt. Er schaffte den Schritt in ein neues Leben. Ein Leben, in dem Sport und speziell der Triathlon eine große Rolle spielen, das sind, was er braucht, was sein Leben ausfüllt. Eine berührende und bewegende Geschichte über einen gerade einmal 33-Jährigen.

Domenico, einst Alkoholiker, nun Triathlet
Das Rad besorgte er sich am Vortag des Wettkampfes
Es gab Momente, da fühlte ich mich so schlecht, da hatte ich fast schon Todesängste

Dominics Leben steuerte 15 Jahre lang auf ein schnelles Ende zu. Er war stark übergewichtig, abhängig von Alkohol und Drogen. Mit Anfang 30 gelang ihm, was vielen in einer vergleichbaren Situation nicht gelingt. Er schaffte den Schritt in ein neues Leben. Ein Leben, in dem Sport und speziell der Triathlon eine große Rolle spielen, das sind, was er braucht, was sein Leben ausfüllt. Eine berührende und bewegende Geschichte über einen gerade einmal 33-Jährigen.

Als ein Freund Dominic eines Abends vor drei Jahren in einem besorgniserregenden Zustand vorfand, rief er den Krankenwagen. Die nächsten Stunden verbrachte Dominic in der Notaufnahme. Es war der Tiefpunkt im Leben von Dominic. Aber was heißt hier schon Leben. Es war eher ein Trauerspiel, ein vor sich hinsiechen mit Alkohol, Rauchen und Kiffen. Dominics körperlicher Zustand war desolat. „Es gab Momente, da fühlte ich mich so schlecht, da hatte ich fast schon Todesängste.“

„Ich fühlte mich wie ein 80-Jähriger“

Dominic hatte ständig Herzrasen, der Weg über die Straße zum Einkaufen kam ihm vor wie ein Marathonlauf, sein Ruhepuls lag gefühlt bei über 100 Schlägen pro Minute. „Ich fühlte mich wie ein 80-Jähriger“, sagt Dominic. War er aber nicht. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade 30 Jahre geworden.

Sein Leben steuerte seit 15 Jahren, seit er als Jugendlicher zu trinken, zu rauchen und zu kiffen begonnen hatte, in eine Sackgasse. Mögliche Notausgänge hatte er bislang ignoriert. Bewusst ignoriert. „Ich war die vergangenen Jahre sehr reflektiert. Aber ich war nie an dem Punkt, etwas ändern zu wollen. Ich brauchte den Punkt, an dem ich keine andere Wahl mehr hatte.“ Das war jener Abend in der Notaufnahme, als ihm ein Arzt klar machte, er müsse an seinem Lebensstil etwas ändern. Ansonsten könne sein Leben schneller vorbei sein, als er das vielleicht für möglich halte. „Da wurde mir bewusst: So geht es nicht weiter.“

Die erste Entgiftungskur bringt keinen Erfolg

Es folgt eine Entgiftungskur. Ohne Erfolg. Er wurde rückfällig. Es folgte eine zweite Entgiftungskur. Diesmal mit Erfolg. „Ich habe langsam gemerkt, dass ein Leben ohne Alkohol doch denkbar ist.“ Seit jener zweiten Entgiftungskur hat Dominic nie wieder Alkohol getrunken. Nie wieder.

Die Geschichte über Dominic ist eine Geschichte, die zeigt, wie schnell ein Leben in die falsche Richtung laufen kann, wenn Rauchen und Trinken in der Familie als normal angesehen werden. Die Geschichte über Dominic ist eine Geschichte über einen jungen Mann, der scheinbar gerade noch rechtzeitig sein Leben in die richtigen Bahnen gelenkt hat. Und die Geschichte über Dominic ist auch eine Geschichte, die zeigt, wieviel Halt Sport – in diesem Fall Triathlon – einem Leben geben kann.

Dominic, damals 130 Kilogramm schwer, entdeckte den Sport für sich – auch um die überschüssige Energie los zu werden, die der Entzug mit sich brachte. Er begann zu schwimmen. Anfangs schaffte er kaum 50 Meter am Stück. Nach jeder Bahn benötigte er fünf Minuten Pause. Aber er ließ sich davon nicht entmutigen. Machte weiter. Die Strecken wurden länger, die Pausen kürzer. Was ihn motivierte, waren die Erfolge. Die Kilos purzelten. Er nahm in den ersten drei Monaten über 15 Kilogramm ab. „Da war ich schon ein komplett anderer Mensch“, sagt Dominic. Auch wenn es für diesen „komplett anderen Menschen“ damals eine Herausforderung war, zwei Kilometer auf dem Laufband im Fitnessstudio zurückzulegen.

Das Rad am Vorabend besorgt

Doch das sollte sich bald ändern. Beziehungsweise: Es musste sich ändern. Denn auf einer Weihnachtsfeier 2017 versprach er seinem Chef aus einer Laune heraus, im folgenden Jahr an einem Triathlon teilzunehmen. In Hamburg. Seiner Heimatstadt. Das Rad dafür lieh er sich am Vorabend des Wettkampfes von einem Kumpel seiner damaligen Freundin, die Badehose hatte er in einem Discounter erworben. Es war der erste Wettkampf seines Lebens. „Und es war einfach geil.“ 2020 will er nun eine Olympische Distanz in Angriff nehmen.

Sport war zu Anfang vor allem ein Hilfsmittel, um nicht rückfällig zu werden. Mittlerweile ist es ein Hobby und ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. „Man muss sehr willensstark und diszipliniert sein, darf keine Schwäche zeigen. 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Verlockungen gibt es überall“, sagt Dominic. 90 Prozent aller Suchtkranken schaffen das nicht, sie werden in den ersten ein bis zwei Jahren rückfällig. „Ich will einer der zehn Prozent sein, die es schaffen.“ Dominics Stimme klingt entschlossen, als er das sagt.

Dominic wirkt sehr reflektiert, wenn er auf die letzten 20 Jahre seines Lebens zurückschaut. Man merkt, dass er sich damit auseinandergesetzt hat, sich viele Gedanken gemacht hat. Über sich, über die Sucht, über das Verhalten von Süchtigen. „Viele setzten sich hin und warten, bis ihr Leben besser wird. Es wird aber nicht besser, wenn man nichts tut. Deshalb bleibt ihnen letztendlich keine andere Möglichkeit, als weiter zu konsumieren.“ So wie Dominic das 15 Jahre lang gemacht hat. Tag für Tag.

Verletzungen oder Krankheiten haben dich erst recht angespornt, weiter aktiv zu sein? Du hast viel durchgemacht, aber der Triathlon hat dir immer Halt gegeben? Du hast eine spannende Geschichte, wie du zum Triathlon gekommen bist? Deine Geschichte sollten wir unbedingt kennen? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.