Selinas Leben für den Sport - auch dank guter Unterstützung

21.02.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Selina Klamt (Landesverband Brandenburg) ist eine von vielen
jungen Nachwuchstriathlet*innen, die im Internat leben, um die sportliche
Entwicklung neben der Schule bestmöglich…

Grimma_Jan

Selina Klamt (Landesverband Brandenburg) ist eine von vielen jungen Nachwuchstriathlet*innen, die im Internat leben, um die sportliche Entwicklung neben der Schule bestmöglich voranzutreiben. Als aufstrebendes Talent ihrer Sportart erhält Selina finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Sporthilfe. Diese Fördersumme stammt zum Großteil aus gemeinsamen Aktionen der Sporthilfe, der Deutschen Triathlon Union (DTU) und IRONMAN Germany - einer einmaligen Kooperation aus Stiftung, Verband und Wirtschaftsunternehmen. Selina hat uns erzählt, wie ein Schultag, der beispielhaft für viele in ihrem Internatsleben steht, aussieht. Die 18-Jährige nimmt uns mit auf eine Reise mit kurzen Wegen, zwölf Mitschülern und einem Leben für den Sport.

6.30 Uhr: Bei Selina und ihrer Zimmermitbewohnerin, einer Nachwuchsfußballerin, klingelt im Internat der Sportschule Potsdam Friedrich Ludwig Jahn der Wecker. Es bleiben 30 Minuten zum Fertigmachen.

7.00 Uhr: Es gibt Frühstück in der Mensa, wenige Gehminuten vom Internatsgebäude entfernt. Selina geht meistens mit ihrer „Einheit“ frühstücken. Eine „Einheit“ besteht aus sechs Nachwuchssportler*innen, die sich im Internat drei Doppelzimmer, einen Aufenthaltsraum sowie ein Badezimmer teilen.

Einen Zuschuss für die Internatskosten – und auch für Trainingslager – bekommt Selina dabei aus dem Projektfond der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Hier werden Athleten wie Selina, – die keinen grundsätzlichen Anspruch auf eine Internatsförderung haben, da sie nicht dem Top Team oder dem Top Team Future angehören, unterstützt. „Meine Eltern zahlen schon sehr viel für meinen Sport. Daher sind wir natürlich über jede finanzielle Unterstützung dankbar. Das ist eine tolle Sache“, sagt Selina.

7.30 Uhr: Selina geht zum Training. Oder in die Schule. Die Schüler am Sportgymnasium in Potsdam haben die Wahl, ob sie morgens mit einem Training oder mit der Schule beginnen. Sie können den Stundenplan somit an ihren Trainingsplan anpassen. Entweder sie trainieren früh morgens und gehen dann ab 10.20 Uhr in die Schule. Oder sie starten um 7.30 Uhr mit den ersten beiden Schulstunden. Und haben anschließend bis zur Mittagspause Zeit für die erste Trainingseinheit des Tages.

Der Unterricht wird für die 13 Schüler von Selinas Klasse, in die neben ihr noch Kanuten, Fünfkämpfer und Judoka gehen, vormittags zweimal angeboten. So sitzt Selina auch schon mal mit nur zwei Mitschülern im Unterricht, was eine gute Einzelbetreuung ermöglicht. Auch Einzelunterricht hat sie manchmal, falls ihre Mitschüler alle im Training, im Trainingslager oder auf Wettkämpfen sind. So ist es leichter, Defizite aufzuholen, die durch Trainingslager oder Wettkampfreisen entstehen.

9.30 Uhr: Zweimal die Woche hat Selina um diese Uhrzeit die ersten beiden Unterrichtsstunden hinter sich, dreimal die erste Trainingseinheit des Tages. Nun ist Zeit, um noch mal aufs Zimmer zu gehen, sich kurz hinzulegen oder die Hausaufgaben noch mal anzuschauen - oder eben zum Training aufzubrechen. „Mir ist es lieber, wenn ich morgens erst Schule habe. Das ist besser zum wachwerden“, sagt Selina und lacht.

12.30 Uhr: Zeit fürs Mittagsessen, auch das findet in der Mensa statt. An manchen Tagen hat Selina nur bis 13.30 Uhr Schule, manchmal bis 15 Uhr, teilweise auch bis kurz vor 16 Uhr. Nach dem Mittagessen geht es wieder zurück in die Schule. Die Wege sind kurz: Schule, Internat und Mensa befinden sich auf einem Gelände. Von ihrem Zimmer zur Schule benötigt die 18-Jährige nur rund eine Minute. „Ich habe alles, was ich brauche. Es ist perfekt. Nur meine Eltern fehlen mir manchmal“, sagt Selina, die im kommenden Jahr ihre um ein Jahr verlängerte Schulzeit mit dem Abitur beenden möchte.

15.30 Uhr: Die zweite Trainingseinheit des Tages steht an. Selina – und die acht anderen Nachwuchstriathleten auf der Sportschule in Potsdam – müssen zum zweiten Mal am Tag rund 800 Meter bis zum Leichtathletik- und Schwimmkomplex zurücklegen. Dort gibt es zwei 400-Meter-Laufbahnen, eine Leichtathletikhalle, eine Schwimmhalle, einen Kraftraum und ein Raum, in dem die Fahrräder aufbewahrt werden.

Selina gehört zu den hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchstalenten im Triathlon. 2018 hatte sie sich für die Junioren-WM in Australien qualifiziert. Krankheitsbedingt musste sie auf den Start verzichten. 2019 sicherte sie sich mit Rang zwei bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften erneut das WM-Ticket. Bei den Weltmeisterschaften in Lausanne belegte Klamt Platz 31.

19.30 Uhr: Abendessen gibt es zwischen 17.00 und 20.00 Uhr, Selina geht aber meistens gegen 19.30 Uhr Essen, erneut in der Mensa.

20.00 Uhr: Wenn nicht gerade Klausuren anstehen, beginnt nun der gemütliche Teil des Tages. Selina und die anderen Sportler aus ihrer „Einheit“ unterhalten sich oder schauen Fernsehen. „Ich habe hier viele Freunde. Wir verstehen uns alle gut“, sagt Selina.

22.00 Uhr: Selina geht ins Bett. So kommt sie auf rund achteinhalb Stunden Schlaf – eine wichtige Regeneration für den Körper, der an diesem Tag wieder zwei harte Trainingseinheiten hinter sich gebracht hat. Selina ist zur elften Klasse ins Internat gezogen. Vorher wurde sie jeden Tag von ihren Eltern zur Sportschule gefahren und am Abend wieder abgeholt. „Das war teilweise schon sehr anstrengend für meine Eltern und mich, weil aufgrund der weiten Wege einfach weniger Zeit zum Schlafen vorhanden war“, sagt Selina.