Mein erster Triathlon (18): Christian Sieben
So hat sich aus einer zufälligen Begegnung in einer Wechselzone eine sehr tiefe Freundschaft entwickelt.
Vor meinem ersten Triathlon, dem Mittelmosel-Triathlon 2010, war ich etwas unsicher, wie so ein Wettkampf und das ganze Drumherum ablaufen. Beim Einchecken in die Wechselzone traf ich auf einen Athleten. Er hatte die Startnummer drei. Ich war zuvor schon bei ein paar Laufveranstaltungen gestartet. Und von Laufveranstaltungen kannte ich es, dass die besten Athleten die niedrigsten Startnummern tragen. Also dachte ich, der Athlet mit der Starnummer drei muss ein erfahrener Triathlet sein. Ich sprach ihn an. Ich hoffte, von ihm ein paar Tipps zu bekommen. Der Athlet mit der Startnummer drei sagte, er könne mir nicht viele Tipps geben. Es sei ebenfalls sein erster Triathlon. Die niedrige Startnummer habe er nur, weil er sich sehr, sehr früh angemeldet habe.
Ich dachte, wenn er mir schon keine Tipps geben kann, dann können wir doch die Olympische Distanz gemeinsam angehen. Ich schlug ihm dies vor. Er sagte: Er glaube nicht, dass wir den Wettkampf gemeinsam absolvieren können. Er wolle nämlich die Schwimmstrecke in 16:30 Minuten zurücklegen.
Ich hatte damals keine Ahnung, ob 16:30 Minuten für die 1,5 Kilometer Schwimmen schnell oder langsam sind. Ich ging zu meiner Mutter, die mich zu dem Rennen begleitete, und erzählte ihr von der Begegnung mit dem Athleten mit der Startnummer drei. Die Leute, die um uns herum standen, fingen an zu lachen. Sie lachten nicht über mich. Sie lachten über das Ziel des Athleten mit der Startnummer drei, die 1,5 Kilometer in 16:30 Minuten schwimmen zu wollen. Sie lachten, weil sie das Ziel für unrealistisch hielten – vor allem für einen Triathlon-Einsteiger.
Als das Schwimmen vorbei war, lachten diese Leute vermutlich nicht mehr. Der Athlet mit der Startnummer drei kam als Erster aus dem Wasser – mit deutlichem Vorsprung. Er schaffte zwar seine angepeilten 16:30 Minuten nicht. Er schwamm knapp über 17 Minuten und sollte Rang vier in der Gesamtwertung über die Olympische Distanz belegen. Der Athlet mit der Startnummer drei, der damals wie ich seinen ersten Triathlon absolvierte, war Jens Roth. Jens Roth ist mittlerweile unter anderem fünfmaliger Deutscher Meister im Cross-Triathlon.
Jens und ich haben uns dann im Ziel des Rennens wieder getroffen. Und die Woche darauf in Simmern, wo wir beide den zweiten Triathlon unserer Karriere absolvierten. Jene Karrieren sollten sehr unterschiedlich verlaufen. Jens, der fünf Jahre jünger ist als ich, entwickelte sich zu einem deutschen Spitzenathlet. Ich bin eher ein ambitionierter Hobbysportler.
In der Jugend spielte ich Fußball. Später fing ich mit dem Laufen an. Bei einem Freizeitfußballturnier mit Kollegen riss ich mir im schon zuvor operierten Knie den Meniskus. Der Arzt empfahl mir für die Zeit nach der Operation, Rad zu fahren. Also kaufte ich mir ein Rennrad. Ein Bericht über den Ironman Hawaii 2009 weckte dann mein Interesse am Triathlon. Die ersten Wettkämpfe waren hart: Beim Simmerner Triathlon war ich in der letzten Startgruppe. Das Schwimmen wurde in einem riesigen Naturfreibad mit 110-Meter-Bahnen absolviert. Ich bin fast abgesoffen. Außerdem begannen die Helfer bereits, die Bahnabtrennungen zu entfernen. Das Bad sollte für den normalen Betrieb wieder freigeben werden. Ich war einer der Letzten im Wasser. Nicht der Letzte. Aber es hat sich angefühlt, als sei ich der Letzte. Klar, es war erst eine Woche nach meinem ersten Rennen und ich war körperlich noch so kaputt, dass es echt eine harte Nummer war.
Trotzdem habe ich Spaß am Triathlon gefunden. Ich hatte auch einige persönliche Sternstunden: Eine Langdistanz unter zehn Stunden, einen Sieg bei einem Sprint-Rennen und ein paar Landesmeister-Titel. Oder den Mittelmosel-Triathlon vor drei Jahren. Da kam ich zusammen mit dem Zweiten und Dritten in die zweite Wechselzone. Vor uns lag nur noch Jens Roth. Jens und ich, wir hätten also beinahe mal zusammen ein Rennen angeführt.
Jens und ich sind seit Jahren sehr gute Freunde. Nicht nur, weil wir den gleichen Sport machen, sondern weil es auch menschlich passt. So hat sich aus einer zufälligen Begegnung in einer Wechselzone eine sehr tiefe Freundschaft entwickelt. Wir reden natürlich auch über Dinge, um die es in Männerfreundschaften geht. Und wir reden viel über Sport: über Sport im Allgemeinen und Triathlon im Speziellen. Wir trainieren ab und an zusammen und ich begleite ihn oft zu Wettkämpfen. Er fragt mich auch manchmal um Rat. Vor allem im Bereich Marketing, meinem Berufsfeld.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.