"War nicht einfach, die hohen Ansprüche in Schule und Sport erfolgreich zu verknüpfen"

Franca Henseleit (Landesverband Bayern) hat verletzungsbedingt schwierige eineinhalb Jahre hinter sich. Vor den Deutschen Nachwuchs-Meisterschaften am Sonntag in Jena, die wir im Livestream* übertragen, haben wir mit ihr über ein i-Tüpfelchen, einen erfolgreichen „Ausflug“ in die Toskana und die Leidenschaft Triathlon gesprochen.

Franca Henseleit
Dann wurde es härter, ich dachte, es wird schneller wieder gut.
Franca Henseleit

Franca, bei Deutschen Meisterschaften hast du bislang eigentlich immer auf dem obersten Podest gestanden, durch deine Verletzung im Vorjahr bist du jedoch noch nicht wieder bei 100 Prozent. Ist eine Medaille das Ziel?

Bei einer DM ist es immer das Ziel, auf das Podium zu kommen. Ich weiß, dass das aber super schwierig werden wird. Die Mädels sind alle super fit, richtig gute Läuferinnen. Es wird für mich schwer, nach meiner Verletzung im Vorjahr auf der Laufstrecke mitzuhalten. Ich werde aber alles geben.

Durch den Abbruch des Wettkampfes in Schongau findet die DM so spät wie noch nie statt. Für dich vermutlich ein Vorteil.

Mir wäre natürlich ein Saisonhöhepunkt Ende November am liebsten (lacht). Für die Konkurrentinnen ist es auch hart, sie müssen versuchen, ihre Form seit Mitte Juli auf einem hohen Niveau zu halten. Mir kommt natürlich jede Woche, jeder Trainingstag zugute. Ich habe einfach super Lust auf das Rennen, habe nie die Lust am Triathlon verloren. Das ist aus meiner Sicht das Wichtigste, den Spaß zu behalten, auch wenn es mal nicht so läuft. Es wäre doch schade, wenn es nur erfolgsorientiert wäre. Bei mir ist Triathlon mit Leidenschaft verbunden.

Du warst in deiner Karriere bislang sehr erfolgsverwöhnt, bist unter anderem mehrfache Deutsche Nachwuchsmeisterin und Junioren-Europameisterin im Mixed Relay geworden. Wie hart ist es, wenn es dann plötzlich verletzungsbedingt über Monate nichts mehr geht?

2020 war es erst einmal gar nicht so schwierig. Es wurden coronabedingt eh alle Wettkämpfe abgesagt. Fast zeitgleich mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 ist meine Verletzung diagnostiziert worden. Ich habe mir Zeit genommen, mich vom Sport abgelenkt, habe im Sommer gearbeitet, war viel mit Freunden unterwegs, bin mit dem Camper herumgereist. Es war eine richtig tolle Zeit und ich habe tolle Erfahrungen gemacht.

Dann kam der Start ins neue Schuljahr im Spätsommer.

Dann wurde es härter, ich dachte, es wird schneller wieder gut. Die Genesung hat sich leider sehr gezogen. Es hat lange gedauert, bis ich wieder hohe Trainingsumfänge verkraftet habe. Im Frühjahr waren zwei, drei Monate richtig hart, auch weil die Belastung durch das Abitur, was ich unbedingt sehr gut machen wollte, hinzukam. Es war nicht einfach, die hohen Ansprüche in Schule und Sport erfolgreich zu verknüpfen.

Es war vermutlich vor allem mental nicht einfach?

Es war mental eine schwierige Zeit. Es war kein Ende in Sicht, mir ist es nicht gelungen, mal einen Sprung zu machen. Ich habe mich dann völlig überraschend für die Junioren-EM qualifiziert, mich gar nicht dafür bereit gefühlt. Und dann musste ich in der EM-Vorbereitung wieder einen Monat mit dem Laufen aussetzen wegen einer Verletzung. Es war nicht einfach zu sehen, überall geht es los, das Triathlonleben kommt wieder ins Rollen, aber ich kann nicht mitziehen.

Besser wurde es dann nach der Junioren-EM.

Ich bin dann zusammen mit Anabel Knoll ins Trainingslager in die Toskana gefahren, um sie bei der Olympia-Vorbereitung zu unterstützen. Es war richtig toll, jeden Tag hat die Sonne geschienen, es hatte 25 bis 30 Grad Celsius. Da ging es langsam bergauf, es waren nicht mehr nur acht bis zehn Stunden, sondern 15 bis 20 Stunden Training die Woche möglich.

Wenn jetzt zu der EM-Teilnahme noch eine DM-Medaille und dadurch ja dann vermutlich auch die Qualifikation für die WM hinzukäme, dann wäre das vermutlich deutlich mehr, als vor ein paar Monaten erhofft …

Auf jeden Fall. Ich kann mit der Saison, wie sie bislang gelaufen ist, sehr zufrieden sein. Ich war stolz darauf, mich bei der EM der internationalen Konkurrenz gestellt zu haben, obwohl ich in den knapp zwei Jahren zuvor nur ein Rennen absolvieren konnte. Die beiden guten Bundesligarennen in Nürnberg und Saarbrücken haben mir nun viel Selbstvertrauen gegeben, mir gezeigt, ich kann es noch. Alles was jetzt noch kommt, wäre ein i-Tüpfelchen.

Was mir hilft, ist langfristig zu denken. Es ist mein Ziel, im Elitebereich in ein paar Jahren gute Leistungen zu bringen. Auf diese Zeit setze ich, auch wenn es noch ein weiter Weg bis dahin ist.

 

 

* Die Deutsche Triathlon Union (DTU) zeigt die Rennen der Deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Jena am Sonntag (5.9.) ab 10 Uhr im Livestream auf ihrem Instagram-Live-Kanal (@triathlondeutschland). Der dreieinhalbstündige Stream startet um 10 Uhr mit der Schlussphase des Rennens der weiblichen Jugend B. Es folgen ab 10.15 Uhr das Rennen der männlichen Jugend A, ab 11.20 Uhr das Rennen der weiblichen Jugend A/Juniorinnen und ab 12.30 Uhr das Rennen der Junioren. Neben Rennaction wird es auch Interviews mit Topathlet*innen und Landestrainern geben.

Wir zeigen nicht nur die Entscheidung im Kampf um die Titel und die Tickets für die Junioren-WM. Dank zweier Kameras an zwei unterschiedlichen Standorten wird es Livebilder von allen Athlet*innen geben. Es sind also auch die Sportler*innen, die keine Topplatzierungen erreichen, mehrfach während ihres Rennens im Bild zu sehen.

Voraussetzung, die Rennen zu sehen, ist ein Konto bei Instagram. Wie man ein Konto bei Instagram eröffnet, erfährt man hier. Um dabei zu sein, müsst ihr der Deutschen Triathlon Union (@triathlondeutschland) auf Instagram folgen, am Sonntag ab 10 Uhr Instagram öffnen, dann seht ihr oben in der Story-Leiste, dass die Deutsche Triathlon Union ein Livevideo zeigt. Einfach draufklicken.

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