"Nach zwei Wochen Off-Season ist man so unfit wie nie im Jahr"
Natürlich gibt es ab und an einen dummen Spruch, aber natürlich alles auf einer scherzhaften Ebene.
Jan, du bist diese Woche (das Interview ist Mitte November geführt worden, Anm. d. Red.) wieder ins Training eingestiegen. Wie viel Muskelkater gab es?
Schon ein bisschen (lacht). Irgendwie ist es jedes Jahr dasselbe. Man ist nach zwei Wochen der Off-Season so unfit wie nie im Jahr. Die ersten Einheiten sorgen dann immer für Muskelkater.
Aber du wirst sicherlich in der Off-Season trainiert haben?
Ich war ab und zu laufen und auch wandern. Aber wir haben diese Woche gleich Sprints gemacht, das bin ich nicht gewohnt.
Und das Stabilisationstraining habe ich in der Endphase der Saison durch die vielen Wettkampfreisen etwas vernachlässigt. Da bekommt man dann auch gleich die Quittung in Form von Muskelkater.
Lass uns auf die Saison 2024 schauen. Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei zehn super ist, wie zufrieden bist du mit deiner Saison?
(überlegt kurz) Ich würde schon sagen eine 7,5. Es war ein solides Jahr mit einigen Höhepunkten.
War dein Debüt in der World Triathlon Championship Series (WTCS) in Hamburg DAS Highlight?
Hamburg war eines der Highlights. Ich habe aber auch zwei Medaillen bei der EM und eine bei der WM gewonnen.
Klingt gefühlt eher nach einer Neun.
Das Jahr hat gut angefangen, ich habe einige gute Ergebnisse im Europacup erzielt und dachte: es läuft. Dann war ich ein paar Mal krank, und irgendwie hat in der zweiten Saisonhälfte die Frische gefehlt.
Es gab zwar wenig schlechte Rennen, aber auch wenig gute Rennen. Die Ausreißer nach oben haben gefehlt, auch weil ich ein paar Dinge falsch gemacht habe.
Was zum Beispiel?
Ich habe mir nach den Rennen zu wenig Pause und dem Körper damit zu wenig Zeit zum Erholen gegönnt. Irgendwann war ich in so einer Art Dauerermüdungszustand. Wenn du in 80 Prozent der Trainingseinheiten müde bist, ist das Mindset irgendwann nicht mehr positiv.
Lass uns aber noch mal über die positiven Dinge sprechen. Du hast in Hamburg dein WTCS-Debüt gemeinsam mit deinem Bruder Eric gegeben.
Hamburg ist für uns Deutsche das besondere Rennen der Serie. Das macht ein Debüt in Hamburg natürlich außergewöhnlich. In Hamburg dann gemeinsam mit Eric zu starten, war schon cool und einzigartig.
In Balikesir hast du bei der Sprint-EM gleich Bronze im Einzel in der U23-Wertung und Silber in der Mixed Relay gewonnen.
Das zeigt, wo es hingehen kann, auch wenn ich die Medaille im Einzelrennen während des Wettkampfes gar nicht auf dem Schirm hatte.
Nicht auf dem Schirm?
Das Rennen war so schnell, ich konnte nicht einschätzen, wie viele Athleten genau vor mir sind und vor allem, wie viele davon der U23-Wertung angehören. Ich habe erst fünf Minuten nach dem Zieleinlauf erfahren, dass ich Dritter in der U23 geworden bin.
Natürlich war es nicht das am besten besetzte Rennen, aber es war schon die Erfüllung eines Traums. Und dann am Tag danach noch Silber in der Mixed Relay zu holen, war natürlich super.
Es folgte dann noch Silber bei der U23-WM in der Mixed Relay.
Im Triathlon hat man es nicht so oft, dass man im Team startet. Mit dem Team zusammen zu performen, mit dem Team mitzufiebern und mit dem Team schlussendlich eine Medaille zu gewinnen und zu feiern, ist eine besondere Sache.
Dein Bruder Eric und du, ihr seid mittlerweile beide unter den Top 100 der Weltrangliste. Was bedeute euch das?
Es bedeutet uns viel, diesen sportlichen Werdegang gemeinsam bestreiten und uns gegenseitig dabei stärken zu können. Was ein bisschen schade ist: Aufgrund unserer unterschiedlichen Stärken in den drei Disziplinen (Jan ist der bessere Schwimmer, Eric der bessere Läufer, Anm. d. Red.) ist es sehr selten, dass wir beide im selben Rennen gut abschneiden. Läuft das Rennen gut für mich, läuft es in der Regel eher suboptimal für Eric - und andersherum.
Trotzdem ist es toll, die sportlichen Momente teilen zu können und auch viel gemeinsam in Freiburg zu trainieren.
Wie viel Gefrotzel gibt es vor den Rennen?
Natürlich gibt es ab und an einen dummen Spruch, aber natürlich alles auf einer scherzhaften Ebene. Es ist immer gut, wenn die Atmosphäre locker ist.