"Habe Bock, einen rauszuhauen"
Wenn man daran glaubt, dass sein Plan aufgeht, ist es nicht schlimm, die anderen beim Dauerlauf vorauslaufen zu lassen
Beim sehr stark besetzten Wettbewerb der World Triathlon Championships Series in Leeds starten am Samstag zehn deutsche Athletinnen und Athleten: Nina Eim, Marlene Gomez-Göggel, Anabel Knoll, Laura Lindemann, Lisa Tertsch, Tim Hellwig, Lasse Lührs, Lasse Priester, Jonas Schomburg und Valentin Wernz. Mit Valentin haben wir über die Wirkung eines EM-Titels, Durchbrüche und Durststrecken sowie die Lust, „einen rauszuhauen“ gesprochen.
Valentin, du bist vor knapp zwei Wochen in Olsztyn Europameister geworden. Glückwunsch.
Vielen Dank! Ich hatte in den vergangenen zwei, drei Jahren eine kleine Durststrecke. Da gibt einem solch ein Erfolg natürlich neuen Rückenwind.
Wie hart war diese Durststrecke?
Ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben, dennoch hat es immer wieder an der einen oder anderen Stelle gehakt. In Olsztyn habe ich dann wieder gemerkt, dass für ein sehr gutes Rennen alles, oder zumindest fast alles, passen muss. Das ist mir in den vergangenen Jahren zu selten gelungen. Aber rückblickend ist wichtig, dass ich einfach weitergemacht, an mich geglaubt und nicht den Spaß verloren habe.
Du sagst, dass für gute Rennen (fast) alles passen muss. Was passt derzeit?
Zum einen bin ich schmerzfrei und zum anderen hatte ich nach dem Ende der vergangenen Saison (die Valentin mit seinem ersten Langdistanzrennen abschloss, Anm. d. Red.) einfach wieder richtig Bock auf Triathlon.
Ich habe dann mit Daniel (Unger, seinem Trainer, Anm. d. Red.) einen langfristigen Plan aufgestellt und konstant an diesem Plan festgehalten, auch wenn ich zum Beispiel bei Dauerläufen oft langsamer gelaufen bin als die Trainingsgruppe. Seit dem Höhentrainingslager im April in Windhuk/Namibia läuft es echt wie am Schnürchen. Dadurch bin ich jetzt erst so richtig fit, aber auch die nötige Frische ist da.
Wie oft musstest du dich im Winter bremsen?
Ziemlich oft. Aber wenn man daran glaubt, dass sein Plan aufgeht, ist es nicht schlimm, die anderen beim Dauerlauf vorauslaufen zu lassen. Ich bin jetzt 27, gehöre ja schon eher zu den erfahrenen Athleten. Vor fünf Jahren wäre es mir sicherlich schwer gefallen, mich zu bremsen.
Was hast du dir für das Rennen der World Triathlon Championships Series (WTCS) in Leeds vorgenommen?
Mein bestes Ergebnis in einem WTCS-Rennen ist Rang 17 aus Montreal im Vorjahr. Diese Platzierung würde ich gerne verbessern. Ich möchte an die Leistung von Olsztyn anknüpfen, dann ist eine Top-15-Platzierung realistisch. Aber man darf nicht vergessen, dass das Rennen mit allen Athleten aus der absoluten Weltspitze besetzt ist.
Beim WTCS-Rennen in Yokohama (Mitte Mai, Anm. d. Red.) war ich 30ter. Da war ich anfangs nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Nachdem ich das Rennen analysiert und meine Laufwerte angesehen habe, habe ich gemerkt, dass es gar nicht so schlecht war. Mir ist es dann gelungen, die positiven Dinge und die gute Form mitzunehmen, und das ist auch wieder das Ziel für Leeds.
Eine Top-15- bis Top-10-Platzierung ist das kurzfristige Ziel?
Ja. Ich habe Bock, einen rauszuhauen. Die Saison geht jetzt so richtig los. Und das hoffentlich mit weiteren Erfolgen für mich (lacht).
Apropos Erfolge: Die EM in München ist vermutlich das große Saisonziel.
Bei einer Heim-EM zu starten, wäre ein absolutes Highlight. Ich hoffe, dass ich in Leeds schon die nötigen Punkte sammeln kann, um mir einen Startplatz zu sichern.
Zwischen Leeds und München stehen unter anderem noch die Deutschen Meisterschaften in Berlin an. An Berlin hast du gute Erinnerungen, 2019 bist du in der Hauptstadt Deutscher Meister geworden.
Das war damals mein Durchbruch. Ich fahre mit schönen Erinnerungen hin. Es werden vermutlich fünf, sechs Jungs auf der Laufstrecke um den Titel kämpfen. Ich freue mich jetzt schon auf das Battle. Zusammen mit meiner Mannschaft, dem HYLO Team Saar, wollen wir die Tabellenführung in der Bundesliga ausbauen und ein weiteres Statement setzen.
Die Einzelrennen in Leeds starten am Samstag um 14 Uhr Ortszeit (Frauen/15 Uhr deutscher Zeit) und 15.45 Uhr Ortszeit (Männer/16.45 Uhr deutscher Zeit) und werden auf triathlonlive.tv übertragen. Am Sonntag folgt der Wettbewerb im Mixed Relay (13.25 Uhr Ortszeit/14.25 Uhr deutscher Zeit).