"Erst auf der Zielgeraden habe ich realisiert, was hier passiert"

Ben Bettin hat am vergangenen Sonntag mit Rang acht bei der DM der Elite über die Sprintdistanz überrascht. Vor seinem Start am Samstag beim Europacup in Coimbra (Portugal) haben wir mit ihm über ein Schwimmen neben einem Olympiastarter, über den Stressfaktor Fahrradzusammenbau und über die Furcht vor dem letzten Platz gesprochen.

Ben Bettin
ich wusste: Wenn die alle einen guten Tag haben und ich einen schlechten, werde ich hier Letzter.
Ben Bettin

Ben, am Samstag startest du erstmals in einem Elite-Europacuprennen.

Ich bin dankbar für diese Chance und freue mich einfach, dabei zu sein. Die Platzierung ist für mich erst einmal zweitrangig. Mein Ziel ist: Ich will mich im Rennen klug verhalten. Das heißt für mich vor allem, beim Radfahren die Kräfte gut einzuteilen, nicht jede Attacke und jeden Antritt nach einer Kurve mitzugehen. Ansonsten hat man schnell schwere Beine. Ich möchte mir genug Kräfte für einen guten Lauf aufsparen.

Wie groß ist deine Aufregung?

Solch ein Europacuprennen ist schon etwas anderes als ein Bundesligawettkampf oder ein DTU-Jugendcup, schon alleine wegen der Anreise. Aber ich merke, dass ich schon etwas entspannter bin als vor zwei Wochen beim Afrikacup in Yasmine, Tunesien (Bens erster internationaler Start im Elitebereich, Anm. d. Red.). Da hat mich alleine das Radverpacken und wieder Zusammenbauen doch viele Nerven gekostet. Dazu kommt immer die Sorge, dass das Rad nicht ankommt, wie es bei einem Sportler aus Frankreich der Fall war.

Und diesmal machst du das schon ganz locker?

Das nicht, aber ich habe gleich nach meiner Ankunft in Portugal das Rad wieder zusammengebaut, um zu schauen, ob alles funktioniert. Das war für mich der größte Stressfaktor.

Wie hast du dich vor deinem ersten internationalen Start im Elitebereich in Yasmine gefühlt?

Ich war ziemlich nervös, vor allem vor der Reise, die ich alleine angetreten habe. Ich habe aber bereits am Flughafen in Paris zwei andere Athleten kennengelernt, einen aus Luxemburg und einen aus Syrien. Alle Athleten waren zudem auch im gleichen Hotel, das hat es einfacher gemacht, Kontakte zu knüpfen. Das Rennen an sich ist gut verlaufen, nur mit dem Schwimmen war ich nicht ganz zufrieden.

Es war das erste Mal, dass du bei einem Wettkampf im Meer geschwommen bist.

Ich war vorher jeden Tag im Meer, es wurde von Tag zu Tag besser, aber ich habe im Wettkampf trotzdem einige Platzierungen auf dem Weg zur ersten Boje verloren und hatte meine Schwierigkeiten mit dem Wellengang. Aber ich habe viel gelernt.

Vergangenes Wochenende lief es richtig gut für dich mit Rang neun im Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Berlin und Platz acht bei der DM.

Ein paar Leute haben mich vorher gefragt, was ich erreichen will und ich habe geantwortet, dass ich mit Platz 45 schon happy wäre. Auf der Startliste standen so viele gute Athleten, ich wusste: Wenn die alle einen guten Tag haben und ich einen schlechten, werde ich hier Letzter. Dann lief es deutlich besser (lacht).

Du warst in der ersten Radgruppe dabei.

Beim Schwimmen lief es schon richtig gut. Ich bin hinter einem Athleten geschwommen, ich dachte es sei mein Teamkollege Rico Bogen, der ja ein guter Schwimmer ist. Nach der Hälfte der Schwimmstrecke habe ich gemerkt, dass derjenige die Startnummer eins trägt und es Justus Nieschlag ist. Ich konnte es kaum glauben. Nach einem schnellen Wechsel, war ich dann sogar als Zweiter auf der Radstrecke.

Ihr kamt dann zu vierzehnt zum zweiten Wechsel. Wolltest du dann einfach nur noch dein Ergebnis absichern?

Bis dahin habe ich überhaupt nicht über eine Platzierung nachgedacht. Mein zweiter Wechsel war gut, dann sind aber alle an mir vorbeigestürmt und ich habe schon Angst bekommen, dachte, wenn das so weitergeht, bist du ja gleich 25. Ehrlich gesagt habe ich noch bis 100 Meter vor dem Ziel gedacht, da kommen jetzt gleich noch 20 Athleten von hinten an mir vorbei. Erst auf der Zielgeraden habe ich realisiert, was hier passiert.

Was ist dir dann durch den Kopf gegangen?

Ich konnte es kaum glauben. Ich, der bei einer Deutschen Jugendmeisterschaft noch nie unter den Top 20 war, ist plötzlich Achter einer DM der Elite. Das ist so ein Sprung und kaum vorstellbar. Und das ausgerechnet in Berlin, bei meinem Heimrennen.