Triathlon mit Herz: Warum Coaching für Anine Hell mehr ist als ein Job

Als junges Mädchen hat mich Sport immer geerdet und meine Persönlichkeit positiv geprägt. Das wünsche ich mir für die Jugend heute auch.
Du sagst von dir, dass du Triathlon-Coach geworden bist, weil es dein Herzenswunsch war. Kannst du uns mehr über den Weg dorthin erzählen?
Angefangen hat es im Studium in Innsbruck. Ich hatte damals fantastische Kommilitonen, wir haben parallel zu den Studieninhalten die Trainingswissenschaft immer an uns gegenseitig „getestet“ und sind zusammen auf der Unianlage Intervalle gelaufen, haben Laktat gemessen und haben die Möglichkeiten der Messungen genutzt. Im Rahmen des örtlichen Triathlonvereins habe ich Athleten jeden Alters gefragt, ob ich sie trainieren darf – so fing der Herzenswunsch an.
Du arbeitest gerne mit Athletinnen und möchtest insbesondere junge Frauen für den Sport begeistern. Welche Strategien nutzt du dafür?
Es ist eine Fähigkeit, zuhören zu können und ich glaube, dass ich das sehr gut kann. Im Weiteren ist es wichtig, nachzufragen und sich wirklich für die Person mit ihren möglichen Ängsten und Zweifeln, Zielerreichung und Ressourcen zu interessieren. Das ist eine „Strategie“, die ich habe.
Um Ziele zu erreichen, muss man etwas tun, doch ich kann Sportlerinnen und Sportler mit all ihren Fragen und Equipment betreuen, ohne dass etwas „happend on Strava“ sein muss. Der Geldbeutel, die Ausstattung oder die eigenen Bedenken sollen in meinem Coaching kein Limit sein, die Wünsche etwas Persönliches, Großes auf sportlicher Ebene zu verwirklichen.
Wie hat sich deine eigene Sicht auf den Triathlonsport im Laufe der Zeit verändert?
Der Sport ist erfreulicherweise gewachsen. Triathlon ist ein junger Sport und erlebt gerade einen positiven Entwicklungstrend. Schauen wir nur auf die internationalen Erfolge auf Kurz- und Langdistanzen. Das sind schöne Momente, die wir heute alle im Fernseher verfolgen können.
Der Zugang zu Trainingswissen ist heute für alle viel leichter. Daraus wird manchmal leider auch viel Mist verbreitet. Qualitativ gibt es jedoch überwiegend sehr viele gute Inhalte, die eine super Werbung für unseren Sport zeigen. Für mich als Coach gilt es, das zu differenzieren und an meine Athletinnen und Athleten weiterzugeben.
Welche Herausforderungen siehst du aktuell für den Triathlonsport, insbesondere für Frauen?
Die DTU macht da eine gute Arbeit, Frauen eine Plattform, eine Stimme und extra Sichtbarkeit über Storytelling zu geben.
Eine Herausforderung ist, immer noch in diesen hautengen Anzügen Sport zu machen, aber das wird sich nicht ändern. Speziell für Frauen würde ich sagen: Traut euch. Geht raus, meldet euch, macht den Sport für euch oder sucht euch einen Coach; und vielleicht habt ihr Lust, auch Wettkämpfe zu bestreiten.
Als junges Mädchen hat mich Sport immer geerdet und meine Persönlichkeit positiv geprägt. Das wünsche ich mir für die Jugend heute auch.
Was war der größte Fehler, den du als Athletin oder Coach gemacht hast, und was hast du daraus gelernt?
Als Coach habe ich die Rollen zwischen Athlet und Coach einmal zu sehr verschwimmen lassen, das war nicht gut. Im Coaching sind eine klare Rollenverteilung und Kommunikation das Wichtigste. Es muss professionelle Grenzen geben. Auf jeden Fall ein großes Learning für die Zukunft.
Was rätst du Einsteigern, um langfristig motiviert und erfolgreich im Triathlon zu bleiben?
Die Menschen sind aus meiner Erfahrung in 99 % der Fälle von sich aus motiviert. Wenn jemand für Triathlontraining unmotiviert ist, soll er oder sie eine Pause machen und mit etwas anderem Spaß haben. Dann kann sich über die Zeit eine Perspektive ändern und ein neuer Anlauf gelingen.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@triathlondeutschland.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.