„Im Vergleich zum Waldboden ist das Auto schon Luxus“

Der Para Triathlet Lars Konek (PTS5) hat sich bei den Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz in Wilhelmshaven vergangenes Wochenende den Titel gesichert. Im Interview spricht der 43-Jährige über sein Traum vom EM-Gold, über Nächte im Wald und im Auto sowie über Unterschiede zum dreimaligen Radsport-Weltmeister Peter Sagan.

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Ich zähle die Titel schon und freue mich über jeden weiteren Erfolg sehr. Ich freue mich aber auch, wenn ich von der Zeit her im Vergleich zu den nicht-beeinträchtigen Athleten mithalten kann und nicht Letzter werde. Das ist für meinen Ehrgeiz schon wichtig.
Lars Konek

Das war nach Gold über die Kurzdistanz und Silber über die Sprintdistanz deine dritte Medaille bei einer Deutschen Para-Meisterschaft in diesem Jahr. In Viernheim am 24. August könnte über die Supersprintdistanz eine weitere hinzukommen.

Das wäre dann von der Anzahl der DM-Medaillen her mein erfolgreichstes Jahr. Aber dieses Jahr gibt es ja auch eine Deutsche Meisterschaft mehr als in den vergangenen Jahren, weil die DM über die Kurzdistanz wieder eingeführt wurde.

Hört man irgendwann auf, die Titel zu zählen?

Ich zähle die Titel schon und freue mich über jeden weiteren Erfolg sehr. Ich freue mich aber auch, wenn ich von der Zeit her im Vergleich zu den nicht-beeinträchtigen Athleten mithalten kann und nicht Letzter werde. Das ist für meinen Ehrgeiz schon wichtig.

Wie viel bedeutet dir die Anerkennung durch die Zuschauer*innen?

Ich falle jetzt natürlich nicht so auf wie ein Athlet, der im Rollstuhl unterwegs ist. Als beeinträchtigter Sportler bekommt man jedoch schon viel Applaus und dadurch merkt man, dass die Leute die Leistung anerkennen.

Vergangenes Wochenende hast du dir den Titel über die Mitteldistanz gesichert. Zufrieden?

Ich bin mit dem Wettkampf zufrieden. Ich war von der Zeit her ein bisschen langsamer als im Vorjahr. Aber es herrschte auch viel Wind auf der Strecke. Ich bin jetzt das siebte Mal beim Nordsee Man in Wilhelmshaven gestartet, seit ich meine Klassifizierung als Para Triathlet habe. Es ist eine sehr familiäre und gut organisierte Veranstaltung.

Ist die Mitteldistanz deine Lieblingsdistanz?

Die Mitteldistanz liegt mir am meisten. Ich mache auch Sprint- und Supersprintdistanzen, aber die fallen mir nicht ganz so leicht. Ich denke, das liegt vor allem am Alter (Konek wird Ende August 44 Jahre, Anm. d. Red.). Bei den kürzeren Strecken muss ich von Beginn an Gas geben. Das ist nicht so meins – was auch den Schwierigkeiten für mich beim Laufen geschuldet ist. Ich habe eine Peroneuslähmung (Durch die Schädigung des Nervus peroneus communis kommt es zu einer Lähmung der Muskeln, welche die aktive Fuß- und Zehenhebung ermöglichen, Anm. d. Red.) und laufe daher nicht so gut und so leichtfüßig. Und mit der Vorbelastung von zwei Disziplinen eines Triathlons wird das Laufen noch einmal schwerer.

Du bist nicht nur regelmäßig bei Triathlonwettkämpfen, sondern auch bei Radrennen dabei.

Ich sehe die Radrennen als Trainingswettkampf. Ich starte dort nicht in der Behindertenklasse. Durch die Windschattenfreigabe kann ich auch ganz gut mithalten. Ich fahre den German Cycling Cup (Rennserie für Hobbyradler, Anm. d. Red.) mit Rennen wie Frankfurt-Eschborn oder dem Münsterland-Giro. Es sind viele Sportler dabei, die das recht professionell angehen. Meine Ambitionen sind hingegen nicht so groß. Aber es reicht trotzdem, um ganz gut mit dabei zu sein.

Auf deinem Instagram-Kanal findet man ein Foto mit einer Matratze im Transporter.

Bei Rennen mit weiten Anreisen schlafe ich im Auto oder reise mit meinem Wohnmobil an.

Beeinträchtigt das nicht die Leistung im Rennen?

Ich bin so etwas gewohnt. Ich war früher Zeitsoldat. Da habe ich zum Teil unter ganz anderen Bedingungen geschlafen. Zum Beispiel im Wald auf dem Boden. Dagegen ist eine Matratze im Auto schon Luxus.

Und wie anstrengend sind die Zwölf-Stunden-Mountainbike-Rennen, die du fährst?

Ein Peter Sagan (Der dreimalige Radsport-Weltmeister hat früher Medaillen bei internationalen Meisterschaften im Mountainbike gewonnen, Anm. d. Red.) bin ich auf dem Mountainbike jetzt nicht gerade. Aber ich kann Rad fahren, habe die Ausdauer, um zwölf Stunden zu fahren. Bei technischen Passagen merke ich halt, dass ich nicht aus dem Sport komme.

Du bist schon dreimal bei internationalen Para-Meisterschaften gestartet, hast unter anderem EM-Silber gewonnen. Ist eine Goldmedaille bei einer Europameisterschaft noch ein Ziel?

Das Ziel ist da. Nächstes Jahr würde ich das gerne angehen und noch einmal angreifen. Vielleicht gelingt mir dann ja dann der noch fehlende Sieg.