"Hinterher habe ich schon gedacht, krass, mit wem ich da alles mitgelaufen bin als Nachwuchsathletin"

Für Finja Schierl läuft die Saison 2021 bislang wie gemalt: zwei starke Auftritte bei den Deutschen Meisterschaften und die Qualifikation für die Junioren-EM in Kitzbühel (18. – 20. Juni) hat sie schon erreicht. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie es sich anfühlt, wenn es „läuft“, was sie sich für die Europameisterschaften vorgenommen hat und welche große Veränderung für sie im Spätsommer ansteht.

Finja Schierl
Ich bin momentan sehr glücklich in Darmstadt, dass macht die Entscheidung zu einem sehr großen Schritt
Finja Schierl

Finja, du hast die Tage zwischen den „Finals“ in Berlin und der Junioren-EM in Kitzbühel am Gardasee verbracht.

Es war kein wirkliches Trainingslager. Ich habe das Gleiche trainiert, was ich auch in Darmstadt trainiert hätte. Ich gehe im Spätsommer in die USA zum Studium. Meine Familie und ich wollten noch einmal gemeinsam wegfahren.

Die EM-Qualifikation in Kienbaum, die „Finals“ in Berlin, Urlaub am Gardasee, nun die EM in Kitzbühel. Du bist derzeit viel unterwegs.

Es ist ein gutes Programm, von Kitzbühel geht es direkt weiter nach Wels, wo die Woche drauf ein Europacuprennen stattfindet. Ich genieße es gerade sehr, so viel zu erleben. Das ist richtig aufregend. Und da die Form richtig gut ist, macht es natürlich noch viel mehr Spaß.

Im Herbst geht deine Reise dann in die USA, wo du in North Carolina an einer Universität ein Triathlon-Stipendium bekommen hast. Was hat dich zu dem Schritt bewogen?

Ich habe das Ende des vergangenen Jahres (Finja hat 2020 ihr Abitur gemacht, Anm. d. Red.) entschieden. Ich hatte von Freund*innen mitbekommen, dass es diese Möglichkeit nicht nur für Läufer*innen, sondern auch für Triathlet*innen gibt. Und im Triathlonbereich hat sich einiges entwickelt in den vergangenen Jahren. Ich finde es sehr cool, dass ich diese Erfahrung machen kann.

Ist dir die Entscheidung leicht gefallen?

Ich bin momentan sehr glücklich in Darmstadt, dass macht die Entscheidung zu einem sehr großen Schritt. Aber ich werde im Winter und dann auch vor dem Start der kommenden Saison wieder hier sein, dass macht es einfacher. Man muss auch mal solch einen Schritt gehen, und etwas Neues wagen. Wenn es nichts wird, kann ich auch jederzeit wieder zurückkommen.

Derzeit bist du richtig stark in Form: die Qualifikation für die Junioren-EM, Rang drei mit dem Triathlon Team DSW Darmstadt bei der Mixed-Relay-DM, Platz sechs bei der Deutschen Meisterschaft über die Sprintdistanz. Bist du überrascht, dass es so gut läuft?

Ich habe im letzten Interview mit dir vor ein paar Monaten gesagt, dass es ein Traum wäre, mich für die EM zu qualifizieren. Es ist natürlich cool, dass es geklappt hat.

Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich in den vergangenen Monaten solch einen Entwicklungsschritt machen würde. Damit hat vermutlich niemand gerechnet. Ich bin Sechste bei der DM der Elite geworden. Darüber bin ich richtig, richtig glücklich. Schon als ich dieses Jahr im April bei dem Leistungstest in Saarbrücken die 5 Kilometer in 16:29 Minuten gelaufen bin, war das für mich zwei Wochen lang surreal.

Rang sechs in Berlin hat dich also sehr überrascht?

Ich habe mir natürlich vorher überlegt, was drin sein könnte. Ich wusste ja, dass ich gut drauf bin. Eine Top-Ten-Platzierung habe ich mir erhofft. Ich wusste ja auch, dass im Triathlon immer ein wenig Glück dazu gehört. Ich hatte in Berlin durch ein starkes Schwimmen das Glück, in der ersten Radgruppe zu sitzen.

Du bist zusammen mit einigen deutschen Topathletinnen auf die Laufstrecke gegangen. Hattest du Respekt?

Hinterher habe ich schon gedacht, krass, mit wem ich da alles mitgelaufen bin als Nachwuchsathletin. Es war ein cooles Gefühl, aber die bekannten Namen haben mich nicht eingeschüchtert. Ich habe es richtig genossen und wollte zeigen, dass ich auch gut bin. Es war ein cooles Erlebnis und es hat mir viel Selbstvertrauen für Kitzbühel gegeben. Ich war ja schließlich vor vielen Athletinnen, die ein paar Tage zuvor in Kienbaum noch um die Olympia-Qualifikation gekämpft haben.

Welche Ziele hast du in Kitzbühel nun mit diesem Selbstvertrauen?

Mein größtes Ziel habe ich durch die Qualifikation schon erreicht. Ich freue mich total auf das Rennen. Natürlich will ich das A-Finale erreichen und mich unter den besten 30 Athletinnen platzieren. Was dann kommt, da spielen Glück und Pech auch eine große Rolle.

Ist ein Einsatz in der Mixed Relay am Sonntag ein Ziel?

Das wäre natürlich ein weiterer Traum. Richtig cool wäre es, wenn wir drei Darmstädter (neben ihr noch Henry Graf und Jule Behrens, Anm. d. Red.) alle den Sprung ins Team schaffen. Das wäre dann das i-Tüpfelchen.