"Habe oft gedacht, dass es kein Hexenwerk sein kann, so etwas zu schaffen"

Lasse Priester reist mit der Empfehlung des Sieges beim Weltcup in Karlsbad zum Rennen der World Triathlon Series in Hamburg am Samstag. Wir haben mit ihm über den richtigen Spagat zwischen Freude und Fokussierung, (kein) Hexenwerk und eine Saison, die nun erst so richtig beginnt, gesprochen.

Lasse Priester
Lasse Priester Karlsbad
Es gibt Weltklasseathlet*innen, die noch nie ein Weltcuprennen gewonnen haben. Dementsprechend groß ist die Bedeutung des Erfolges.
Lasse Priester

Lasse Priester reist mit der Empfehlung des Sieges beim Weltcup in Karlsbad zum Rennen der World Triathlon Series in Hamburg am Samstag. Wir haben mit ihm über den richtigen Spagat zwischen Freude und Fokussierung, (kein) Hexenwerk und eine Saison, die nun erst so richtig beginnt, gesprochen.

Lasse, wann hast du in Karlsbad gewusst, dass du das das Rennen gewinnen wirst?

Ich war beim Laufen relativ schnell alleine unterwegs und mir nach fünf Kilometern recht sicher, dass es zum Sieg reichen wird. Es ging dann darum, die Freude nicht rauskommen zu lassen, sondern weiterhin fokussiert zu bleiben.

Welche Bedeutung hat der Erfolg für dich?

Es gibt Weltklasseathlet*innen, die noch nie ein Weltcuprennen gewonnen haben. Dementsprechend groß ist die Bedeutung des Erfolges. Ich habe – wie dieses Jahr in Balikesir – schon einmal ein Continentalcup-Rennen gewonnen (2019 in Clermont, Anm. d. Red.). Nun habe ich mit dem Weltcupsieg den nächsten Schritt geschafft und die Tür geöffnet, um mich in Zukunft regelmäßig mit den besten Athleten der Welt messen zu können. Das war mir zu Jahresbeginn eigentlich am wichtigsten und mein größtes Ziel. Dass es in einer so tollen Location wie Karlsbad mit dem Sieg klappt, ist umso schöner (2019 musste sich Priester nach der mit Rang eins beim Premium-Europacup in Holten geschafften Qualifikation für die U23-WM einer Operation an der Achillessehne unterziehen, Anm. d. Red.).

Spürst du auch Erleichterung, dies nun geschafft zu haben?

Nicht unbedingt Erleichterung, sondern eher Bestätigung, dass es möglich ist. Ich habe oft gedacht, dass es kein Hexenwerk sein kann, so etwas zu schaffen. Ich konnte es in den vergangenen Jahren nur meistens nicht zeigen und vernünftig dafür trainieren.

Trotzdem waren in den vergangenen Monaten sicherlich schwere Momente dabei.

Ich bin dreimal an der Achillessehne operiert worden. Da wusste ich nie, ob es danach wieder hinhaut. Ich habe jedoch immer daran geglaubt, habe andere Athleten siegen sehen und gedacht: Das kann ich doch auch. Die vergangenen eineinhalb Jahre habe ich einfach bestmöglich versucht, zu nutzen. Beim Weltcup in Lissabon (Lasse wurde Elfter, Anm. d. Red.) hat noch nicht alles gepasst. Die Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga haben mir dann geholfen, um sicherer zu werden und Routinen zu entwickeln.

Nun folgt am kommenden Samstag mit dem Rennen der World Triathlon Championship Series (WTCS) in Hamburg ein ganz besonderes Rennen für dich.

Hamburg ist quasi meine Heimatstadt. Ich bin nur 20 Kilometer entfernt von Hamburg aufgewachsen, habe meine ganze Jugend dort verbracht. Ich war jedes Jahr beim Rennen in Hamburg als Zuschauer an der Strecke. Selbst mal beim Einzelrennen dabei zu sein war schon immer ein Traum.

 Einen Einsatz im Mixed Relay hattest du bereits 2017. Das war damals schon toll, auch wenn es nicht so gut lief (das deutsche Team belegte Rang zehn, Anm. d. Red.). Jetzt kommt das Einzelrennen, was noch schöner ist. Ich freue mich schon sehr darauf.

Was nimmst du dir vor?

Auch wenn es nicht so spannend klingt, In erster Linie meine beste Leistung und ein gutes Ergebnis, dass mir direkt die Aussicht auf weitere Starts in der WTC-Series ermöglicht. Ich stelle mich dafür auf einen harten Fight beim Schwimmen und einen Lauf am Limit bis zum letzten Meter ein. Und hoffe zusammen mit den anderen Deutschen den Zuschauern ein gutes Rennen zu bieten.

Dein erstes Rennen hast du Mitte Mai absolviert. Auf Hamburg werden noch die EM in Valencia und das WTCS-Rennen auf den Bermudas folgen. Eine lange Saison.

Es fühlt sich eigentlich gar nicht so an (lacht). Ich habe eher das Gefühl, dass es erst jetzt erst richtig losgeht und tolle Highlights anstehen. Ich hoffe, dass ich das so durchziehen kann. Bislang konnte ich mich die Saison über steigern und die Form und Stimmung oben halten.

Du hast also noch richtig Lust?

Ich bin heiß auf mein erstes WTCS-Rennen. Und auch bei einer EM konnte ich bislang noch nie starten. Natürlich war das Rennen in Karlsbad anstrengend und kostet Kraft. Aber für solche Auftritte trainiere ich ja auch.