"Es ist natürlich krass, mit dem Höhepunkt einzusteigen"
So einen Werdegang hinzubekommen wie ihn etwa Dan Lorang geschafft hat, ist mein absoluter Traum.
Hallo Johannes, danke, dass du für ein Interview Zeit hast.
Das mache ich gerne. Das neue Semester hat gerade erst angefangen, noch habe ich Zeit (lacht).
Du studierst an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken Sportwissenschaften. Wie gut sind Studium und Leistungssport zu vereinbaren?
Ich bin jetzt im fünften Semester. Ich werde mein Bachelorstudium nicht ganz in sechs Semestern abschließen (die Regelstudienzeit, Anm. d. Red.). Aber es gibt auch viele andere Student*innen, die nicht Leistungssportler*innen sind, und die es auch nicht in sechs Semestern schaffen.
Sportwissenschaften sind ein breites Feld. Was möchtest du später beruflich machen?
Ich würde am liebsten als Trainer arbeiten. Ich finde den Job cool. So einen Werdegang hinzubekommen wie ihn etwa Dan Lorang (Dan ist unter anderem Trainer von Anne Haug und Jan Frodeno, Anm. d. Red.) geschafft hat, ist mein absoluter Traum.
„Hospitierst“ du als Athlet schon ein bisschen bei euren Trainern?
(lacht) Ich habe allein durch mein Training in den vergangenen Jahren schon viel hospitiert. Ich glaube, die Erfahrungen, die man als Athlet macht und das Lernen von Trainern sind zusammen mit dem sportwissenschaftlichen Hintergrund, den in an der Uni bekomme, eine gute Kombination.
Hast du selbst schon Training gegeben?
Bei meinem Heimatverein in Rostock habe ich ein Praktikum gemacht und schon das eine oder andere Mal aushilfsweise als Trainer gearbeitet.
Würde der angehende Trainer Johannes Vogel über den Athleten Johannes Vogel sagen, dass die Saison 2021 nun schon sehr lang ist?
Ich hatte im Juni einen Muskelfaserriss, konnte drei Wochen nicht laufen und in dieser Zeit nur eingeschränkt schwimmen und Radfahren. Daher kommt mir die Saison noch gar nicht so lang vor. Die Zeit während der Verletzung war wie eine kleine Pause. Ich fühle mich auf jeden Fall noch fit.
Außerdem wartet mit dem WTCS-Rennen ja noch ein Höhepunkt auf dich.
Als ich erfahren habe, dass ich die Chance bekomme, in Abu Dhabi starten zu können, war klar, dass ich das auch mache. Ganz ehrlich: für einen Africa-Cup hätte ich die Saison vermutlich nicht verlängert.
Dein WTCS-Debüt hast du Mitte September in Hamburg gegeben.
Hamburg ist – zumindest für uns Deutsche – sicherlich das coolste Rennen im WTCS-Zirkus. Es ist natürlich krass, gleich mit dem Höhepunkt einzusteigen. Ich bin mit meinem Ergebnis (Johannes wurde 34., Anm. d. Red.) nicht zu 100 Prozent zufrieden. Das Rennen an sich, die Zuschauer, die Organisation, das war gigantisch. So etwas habe ich noch nie erlebt. Entsprechend freue ich mich, so etwas noch einmal erleben zu dürfen.
Mit deinem Abschneiden in Hamburg warst du nicht ganz zufrieden. Eine Woche vorher bist du Elfter beim Weltcup in Karlsbad geworden.
Das war ein richtiges gutes Rennen. Aber ich habe die Woche später in Hamburg gemerkt, dass zwischen Weltcuprennen und Wettbewerben der World Triathlon Championships Series noch mal ein großer Unterschied herrscht. Da sind Kleinigkeiten entscheidend.
Was nimmst du dir für Abu Dhabi vor?
Ich will mein Abschneiden gar nicht so sehr an einer Platzierung festmachen. Die hängt so sehr vom Rennverlauf und der Konkurrenz ab. Ich will ein gutes Schwimmen zeigen, es in die große Radgruppe schaffen. An einem super Tag ist ein Top-20-Ergebnis drin. Mit einer Top-30-Platzierung wäre ich auch nicht unzufrieden. Solche Platzierungen sind auf jeden Fall der nächste Schritt, den ich in WTCS-Rennen gehen möchte.
Einen großen Schritt hast du 2021 schon gemacht. In der Weltrangliste bist du auf Rang 90 geklettert.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Sprung, den ich gemacht habe. Vor einem Jahr stand ich auf Rang 320. Ich weiß aber auch, dass es mindestens genauso schwierig ist, von Rang 90 auf Platz 50 im Ranking zu klettern.