Triathlon ist Samuels neue Leidenschaft

„Ich brenne für Triathlon und bin zufrieden mit meinem Leben“, sagt Samuel Rössler. Das war nicht immer so. Vor zwei Jahren hatte der heute 18-Jährige psychische Probleme. Als Folge davon verlor er extrem an Gewicht. Gerade noch rechtzeitig, bevor es lebensbedrohlich wurde, schaffte er die Wende. Der Triathlon gab ihm Halt und Struktur auf dem Weg zurück in ein normales Leben.

Triathlon ist Samuels neue Leidenschaft
Die Folge der psychischen Probleme sind physische: Er hat keinen Appetit mehr, isst wenig, nimmt dementsprechend ab. Da er weiterhin viel Sport treibt – Sport ist das einzige Highlight in seinem Leben -, nimmt er sogar extrem viel ab. „Ich habe Sport als falsches Mittel benutzt“, sagt Samuel heute. Anfang Dezember 2017 wiegt er, 16 Jahre alt, nur noch 43 Kilogramm. Sein Body-Mass-Index (BMI) beträgt 14. Normal ist in diesem Alter 21.

„Ich brenne für Triathlon und bin zufrieden mit meinem Leben“, sagt Samuel Rössler. Das war nicht immer so. Vor zwei Jahren hatte der heute 18-Jährige psychische Probleme. Als Folge davon verlor er extrem an Gewicht. Gerade noch rechtzeitig, bevor es lebensbedrohlich wurde, schaffte er die Wende. Der Triathlon gab ihm Halt und Struktur auf dem Weg zurück in ein normales Leben.

Samuel macht sich zum Außenseiter

Samuel ist schon ein paar Minuten vor dem Start des Freiburg-Triathlons 2019 in den Flückinger See geklettert. Er hat noch Zeit, wartet mit all den anderen Athleten auf den Start seines ersten Triathlons. Nervös und extrem angespannt ist er, unsicher, wie es werden wird. Samuel versucht, sich zu beruhigen, atmet tief durch, denkt sich, entspanne dich. „Ich habe mir gesagt: Du hast so viel erreicht, du darfst stolz sein, egal wie es ausgeht. Es war das Größte für mich zurück zu sein, nicht aufgegeben zu haben.“

Rückblende: 2016 war Samuel ein guter Hochspringer. Bei den baden-württembergischen Meisterschaften der U16 wird er Zweiter, bei den süddeutschen Meisterschaften kommt er unter die Top acht. „Das hat mir extrem viel bedeutet, war etwas Spezielles für mich“, sagt er. Er ist eigentlich zufrieden mit seinem Leben. Doch dann beginnt, im Spätsommer 2017, sein neuntes Schuljahr. Samuel hat viele Freunde verloren, er steht plötzlich alleine da, hat sich zum Außenseiter gemacht. In dieser Rolle verliert er sich - und die Balance in seinem Leben. Anstatt zu versuchen, aktiv etwas zu verändern, zieht er sich zurück. Er beginnt, sich von der Außenwelt abzukapseln. „Alles hat für mich an Wert verloren, ich habe extrem an Lebensfreude eingebüßt“, sagt Samuel.

Samuel magert ab bis auf 43 Kilogramm

Die Folge der psychischen Probleme sind physische: Er hat keinen Appetit mehr, isst wenig, nimmt dementsprechend ab. Da er weiterhin viel Sport treibt – Sport ist das einzige Highlight in seinem Leben -, nimmt er sogar extrem viel ab. „Ich habe Sport als falsches Mittel benutzt“, sagt Samuel heute. Anfang Dezember 2017 wiegt er, 16 Jahre alt, nur noch 43 Kilogramm. Sein Body-Mass-Index (BMI) beträgt 14. Normal ist in diesem Alter 21.

Mit dem Schwimmen verbindet Samuel anfangs eine Hassliebe. Mehr als zwei Bahnen Kraulen packt er nicht. Bis zum Start des Freiburg-Triathlons hat er viel trainiert. Dementsprechend verbessert haben sich seine Schwimmleistungen. Und so bringt er das Schwimmen im Flückinger See problemlos hinter sich. „Es war ein krasses Gefühl, in die Wechselzone zu laufen und von so vielen Zuschauern angefeuert zu werden“, sagt Samuel. Beschwingt davon steigt er auf sein Fahrrad, ein altes Rennrad seines Großvaters, und nimmt die zweite Disziplin seines ersten Triathlons in Angriff.

Anfang Dezember 2017 ziehen Samuels Eltern die Reißleine. „Sie haben mit Blick auf meinen körperlichen Zustand gesagt: Bis hier hin und nicht weiter.“ Samuel kommt ins Krankenhaus. Er gesteht sich ein, mit der Situation überfordert zu sein. „Ich war zum Glück nicht komplett verblendet. Es war gut, etwas zu tun, bevor es vielleicht zu spät ist. Der Gewichtsverlust ging extrem schnell, hat sich aber extrem langsam angefühlt“, sagt Samuel. Er ist zu diesem Zeitpunkt körperlich so schwach, dass er im Rollstuhl sitzen muss und – wie er sagt – erst wieder laufen lernen muss.

Dreieinhalb Wochen verbringt Samuel im Krankenhaus, Monate vergehen, bis er körperlich und seelisch wieder stabil ist. „Es hat gedauert, bis es klick gemacht hat“, sagt er. Ein Schuljahr lässt er sich krankschreiben, wechselt die Bildungseinrichtung. Im Sommer 2018 beginnt sein Leben 2.0: neue Schule, neue Sportart, neues Leben. „Ich wusste, es muss sich in meinem Leben etwas ändern“, sagt Samuel. Sein Vater bringt ihn auf die Idee, mit Triathlon anzufangen. Samuel lässt sich vor allem von den anfänglichen Schwierigkeiten beim Schwimmen nicht abschrecken, bleibt dran. Er baut langsam seine Form auf, bis er im Sommer 2019 bereit für seinen ersten Triathlon ist.

Die letzten 100 Meter des Freiburg-Triathlons sind für Samuel die tollsten Meter des gesamten Rennens. Er nimmt die Anfeuerungen der Zuschauer wahr, während ihm viele Gedanken zu den vergangenen zwei Jahren seines Lebens durch den Kopf gehen. Er denkt an all die Zweifel, die er hatte, wieder aus dem Loch herauszukrabbeln. Er denkt an das tolle Gefühl, diese Zweifel besiegt zu haben. Und er denkt daran, wie schön sein Leben nun wieder ist. „Ich bin voll im Leben zurück und brenne für Triathlon. Es war mein bisheriges sportliches Highlight“, sagt Samuel.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.