"Muss eher Angst haben, dass mich kein Fuchs umrennt"

Heike Steininger startet seit über zehn Jahren für die deutsche Altersklassen-Nationalmannschaft bei internationalen Meisterschaften. Wir haben mit ihr über die Nationalmannschaft als große Familie, das lange Warten auf die erste Langdistanz und über Begegnungen mit Dachs, Fuchs und Reh im Wald gesprochen.

Heike Steininger
Heike Steininger
Ich habe im Fernsehen einen Beitrag über die Ironman-WM auf Hawaii gesehen. Ich fand das ist verrückt, wollte aber auch eine Langdistanz machen.
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Heike, du startest seit 2011 bei internationalen Meisterschaften für die deutsche Altersklassen-Nationalmannschaft. Kannst du dich an alle Wettkämpfe erinnern?

Nicht an alle. Ich habe mir aber im Vorfeld des Interviews extra eine Liste über meine sportliche Vita angefertigt, weil ich dachte, irgendwie müssen wir die Interviewzeit füllen. Ansonsten sind wir ja nach fünf Minuten fertig.

Was steht oben auf der Liste?

Mit Triathlon begonnen habe ich 1994, nachdem ich im Fernsehen einen Beitrag über die Ironman-WM auf Hawaii gesehen habe. Ich fand das ist verrückt, wollte aber auch eine Langdistanz machen. Ich wusste: Laufen ist eh mein Ding und Rad fahre ich auch gerne. Also habe ich in Kornwestheim meinen ersten Triathlon gemacht. Mein Rad hatte fünf Gänge und den Einkaufskorb auf dem Gepäckträger habe ich erst kurz vor dem Rennen abmontiert.

Du hast ein paar weitere Wettkämpfe absolviert. Dann kamen eine Knieverletzung, ein Umzug, eine Umschulung – und damit eine längere Wettkampfpause.

Ich hatte einfach keine Zeit mehr. Es war aber immer klar: Sobald ich wieder mehr Zeit habe, werde ich wieder Wettkämpfe absolvieren. Trainiert habe ich ja weiterhin. 2007 habe ich dann im Fernsehen ein Bericht über die Deutschen Duathlon-Meisterschaften in Backnang (in der Nähe ihres alten Wohnortes, Anm. d. Red.) gesehen. So habe ich den Weg zurück zu den Wettkämpfen gefunden.

Bald bist du dann auch international gestartet. War es dir zu langweilig, nur in Deutschland Wettkämpfe zu absolvieren?

(lacht) Zu meiner Anfangszeit in den 90er Jahren gab es noch kein Internet. Da hat man meistens auf Wettkämpfen von anderen Veranstaltungen erfahren. Mittlerweile hatte sich das geändert und ich bin auf die internationalen Wettkämpfe aufmerksam geworden. Einer meiner ersten internationalen Starts war dann die EM in Horst. Da bin ich allerdings gleich rausgeflogen.

Rausgeflogen?

Ich hatte eine Reifenpanne. Ich bin dann zu Fuß das Rad schiebend bis in die zweite Wechselzone marschiert. Aber zu dem Zeitpunkt war die Wechselzone schon geschlossen und ich war draußen.

Was fasziniert dich an den internationalen Wettkämpfen?

Man lernt Menschen kennen - aus Deutschland und aus anderen Ländern. Man denkt immer, hoffentlich treffe ich diese Menschen auch bei den nächsten internationalen Meisterschaften wieder. Wenn man sie dann auf der Startliste entdeckt, freut man sich. Es ist immer ein harter Kern von 15, 20 Leuten dabei. Die Altersklassen-Nationalmannschaft ist wie eine große Familie.

Du hast dann auch mit Cross-Triathlons angefangen.

Einer meiner Söhne fährt gerne Mountainbike. Über ihn bin ich dazu gekommen und habe dann beim XTERRA in Zittau mitgemacht und sogar die Qualifikation für die WM auf Maui geschafft. Ich habe aber gleich gesagt, da gehe ich nicht hin. Ich war damals froh, dass ich anschließend wieder auf der Straße fahren durfte (lacht).

Mittlerweile fährst du jedoch mehr Mountainbike.

Hier in der Region gibt es wenige Radwege und die Autofahrer fahren zum Teil bekloppt. Da fühle ich mich auf Feldwegen und im Wald sicherer. Da muss man dann eher Angst haben, dass ein Fuchs, ein Dachs oder ein Reh einen umrennen. Die hüpfen manchmal direkt vor einem über den Weg (lacht).

Zu Beginn des Interviews hast du gesagt, du hast mit Triathlon begonnen, um mal eine Langdistanz zu absolvieren. Hat das geklappt?

Ja, aber ich habe drei Anläufe gebraucht. Bei meiner ersten geplanten Langdistanz konnte ich nicht antreten, weil ich die Tage zuvor sehr starke Kopfschmerzen hatte. Bei meiner zweiten Langdistanz war die Tage zuvor schlechtes Wetter, am Renntag hat dann die Sonne geschienen. Nach dem Radfahren bin ich ausgestiegen, weil ich einen starken Sonnenbrand hatte. Nachdem sich in den Tagen danach die Haut gleich dreimal geschält hat, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war. Ich hätte vermutlich einen Sonnenstich bekommen.

Und dann hat es im dritten Anlauf endlich geklappt. War es auch ein Lebenstraum, der da in Erfüllung gegangen ist?

Ja, das war das langfristige Ziel über viele Jahre. Ich habe dann viele längere Rennen gemacht, aber wenig klassische Langdistanzen. In St. Moritz habe ich zum Beispiel mal am Alpinathlon teilgenommen. Da ging es erst mit dem Rennrad über den Albulapass, dann mit dem Mountainbike rund um St. Moritz um zum Schluss ist man auf den Piz Corvatsch gelaufen. Das waren zwar nur elf Kilometer, aber ich habe dafür vier Stunden benötigt. Es ging zum Schluss steil bergauf wie auf einem Dach, über ein Schneefeld und über einen Gletscher. Das war schon spitze.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.