Kai Dalhaus: "Ich konnte es in dem Moment gar nicht fassen"

Kai Dalhaus (VfL Waiblingen) ist im Triathlon voll durchgestartet: Spät eingestiegen wurde der 21-Jährige 2019 Altersklassen-Weltmeister auf der Sprintdistanz. Wir haben mit ihm über heutzutage eher unübliche Formen der Kontaktaufnahme, die Schule als Sprungbrett für die Karriere und einen kurzen Angstmoment vor dem großen Titelgewinn gesprochen.

Kai Dalhaus
Ich hatte auf den letzten Metern Angst, dass noch jemand von hinten kommt.
Kai Dalhaus
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Kai, Triathlet bist du erst seit vier, fünf Jahren.

Ich habe erst 2016 angefangen. Vorher war ich Schwimmer. Allerdings war mein Training eher breitensportlich angelegt. Ich hatte damals allerdings den Wunsch, leistungsorientierter zu trainieren, was in jenem Verein jedoch nicht möglich war.

Dann hat dich einer deiner Lehrer mit zu einem Swim & Run genommen.

Ich habe im Coopertest in der Schule immer eine eins bekommen, ohne dafür zu trainieren. Und bei einem Crosslauf der Schule war ich auch dabei, weil das eine bessere Sportnote gab. Dann hat mich Oskar Klein (Europameister auf der Mitteldistanz 2019 in der AK 30, Anm. d. Red.) gefragt, ob ich nicht an einem Swim & Run teilnehmen möchte. Das habe ich dann gemacht – und bin gleich Gesamtzweiter geworden.

Dort bist du auf eine sehr spezielle Weise entdeckt worden.

Dieter Waller (bis zu seinem Tod 2018 Trainer beim VfL Waiblingen, Anm. d. Red.) hat mir danach einen Brief geschrieben und mich zum Probetraining eingeladen. Ich habe in der Folgezeit sehr hart an mir gearbeitet und 2018 war für mich klar: Ich will 2019 in Lausanne Weltmeister in meiner Altersklasse werden.

Ein großes Ziel.

Bei der EM in Weert ein paar Monate zuvor bin ich in meiner Altersklasse Vierter geworden. Das war natürlich nicht das, was ich erhofft hatte. Es war ein Rückschlag. Aber ich habe weiter an mein Ziel geglaubt, hart trainiert und Fortschritte erzielt. Ich wusste, ich muss es in Lausanne in die erste Radgruppe schaffen.

Das ist dir gerade so gelungen.

Ja, ich bin durch die Wechselzone gesprintet und habe es so noch geschafft. Nach dem Radfahren waren wir dann nur noch zu zweit an der Spitze. Beim Laufen konnte ich mich dann vom letzten verbliebenen Konkurrenten absetzen.

Wie fühlt es sich an, mit dem Deutschlad-Fähnchen ins Ziel zu laufen?

Das ist ein krasses Gefühl. Ich konnte es in dem Moment gar nicht fassen. Ich hatte auf den letzten Metern Angst, dass noch jemand von hinten kommt. Ich habe mich nicht getraut, mich umzudrehen, weil ich dachte, das baut den Zweitplatzierten auf. Es folgte dann eine lustige Szene.

Warum?

Plötzlich haben mir Leute am Streckenrand zugerufen, dass ich den Konkurrenten vor mich auch noch einholen kann. Ich war mir sicher, dass er nicht zu meiner Altersklasse gehört. Die Zurufe haben mich jedoch verunsichert und ich habe beschleunigt. Ich habe ihn zwar nicht mehr ganz eingeholt, habe dann aber schnell gemerkt, dass er nicht meine Altersklasse ist.

Was hat der Titel für dich bedeutet?

Ich habe ihn vor allem als Eintrittskarte für die Triathlon-Bundesliga gesehen.

Warum?

Die Bundesliga ist mein Ziel, seit ich in meiner Triathlon-Anfangszeit zwei Rennen live gesehen habe. Ich dachte, wenn ich mich in Lausanne gut präsentiere, wird ein Teamchef auf mich aufmerksam.

So ist es dann auch gekommen.

Oliver Grimm vom Team Nikar Heidelberg hat sich bei mir gemeldet. Das war ein mindestens genauso geiles Gefühl wie das des Titelgewinns in Lausanne.

Trotzdem hast du dich gegen den Hochleistungssport entschieden.

Ich habe ein Berufsangebot angenommen, bin in ein Start-up-Unternehmen involviert. Ich habe lange drüber nachgedacht, für was ich mich entscheiden soll: Arbeit oder Sport. Trotzdem will ich den kommenden Jahren noch einmal angreifen. In der Bundesliga. Und ich würde auch gerne noch einmal bei einer internationalen Meisterschaft im Altersklassenbereich starten und meinen Titel verteidigen.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.