Deutsche Paratriathleten mit Medaillenhoffnungen bei WM

29.08.2014 –  Oliver Kubanek

Die Anreise war lang, die Ziele sind hoch, aber vor allem die Vorfreude auf die Paratriathlon-Weltmeisterschaft 2014 in Edmonton ist bei der deutschen Paratriathlon-Nationalmannschaft riesig. Über…

Die Anreise war lang, die Ziele sind hoch, aber vor allem die Vorfreude auf die Paratriathlon-Weltmeisterschaft 2014 in Edmonton ist bei der deutschen Paratriathlon-Nationalmannschaft riesig. Über München und Vancouver ging es letzten Dienstag in die kanadische Provinz Alberta. Am Samstag stehen ab 23:30 Uhr MESZ die Rennen über 750 Meter Schwimmen, 20,4 Kilometer Radfahren und 4,6 Kilometer Laufen an.

„Flug, Einrichten in Edmonton und die Streckenbesichtigungen haben gut geklappt, nun hoffen wir, dass die etwas kurze Gewöhnungszeit auch die Zeitumstellung zu keinem Problem werden lässt“, sagt Nadine Mielke, die bei der Deutschen Triathlon Union die Paratriathleten betreut. Genau wie die fünf Athleten freut sie sich auf die Rennen in Edmonton, in die die deutschen Paratriathleten mit durchaus Titel- und Medaillenhoffnungen gehen.

Allen voran der Leipziger Martin Schulz, der in der PT4 als Titelverteidiger an den Start geht und somit auch die Goldmedaille als Ziel hat. Wie die meisten seiner Teamkameraden hat auch er sich speziell auf den für eine Paratriathlon-Strecke ungewöhnlichen Anstieg auf der Radstrecke eingestellt, der viermal gefahren werden muss. Unter anderem war der aktuell amtierende Welt- und Europameister mit der Junioren Elite der DTU im Bundesleistungszentrum in Kienbaum.

Noch sehr neu in der Szene ist zwar Nora Hansel (Witten), doch die PT2-Athletin hat gleich bei ihrem ersten internationalen Auftritt den EM-Titel 2014 errungen, so dass auch ein Podiumsplatz bei der WM keine Utopie darstellt. „Ich denke, dass eine Medaille drin ist. Meine größte Konkurrentin ist die Französin Elise Marc.“

Ihr männliches Pendant in der PT2, Stefan Lösler (Kirchheim), ist in seiner Erwartungshaltung da etwas zurückhaltender, weil die neue Einteilung der Schadensklassen für den Cross-Paratriathlon-Weltmeister eher von Nachteil ist. „Unter normalen Umständen werden wohl Michele Ferrarin und Vasily Egorov den Sieg unter sich ausmachen, da beide nicht mit einer Prothese Radfahren und Laufen. Aber vielleicht ist der Kampf um Bronze möglich.“

Eher gute Platzierungen denn Medaillen haben die weiteren Para-Athleten aus Deutschland im Visier. Rollstuhlfahrer Markus Häusling (PT1, Nendorf) schielt dabei auf Rang sechs , der ihm weiterhin einen Platz im Nationalkader sicherte. Sein Favorit ist der Amerikaner Krige Schabort, der in den vergangenen Jahren seine Klasse unter Beweis gestellt hat. „Alles in allem freue ich mich vor allem, meinen Sport in einem so großen Wettkampf betreiben zu können und mich mit anderen Sportlern der Weltspitze zu messen.“

Simon Gänger (Freudental) geht in der PT3 an den Start. In Oliver Dreier aus Österreich sieht er den Goldmedaillenanwärter, schätzt aber auch Alessio Borgato (ITA) und Lionel Hiffler (FRA) als Kandidaten ein, die ihm das Leben schwer machen werden. Dies ist ihm selbst leider durch einen Schicksalsschlag am eigenen Leib widerfahren, da sein Trainer und Freund Claudius Gross bei einem Radunfall kürzlich tödlich verunglückte. „Claudius widme ich meine Teilnahme bei der WM in Edmonton. Die Arbeit der letzten Jahre mit Claudius motiviert mich, hier anzutreten und ich werde in seinem Sinne mein Bestmöglichstes geben.“

 

Athletenstimmen

Markus Häusling

Ich fühle mich gut, das Training und die Vorbereitung liefen verletzungs- und krankheitsfrei. Für mich geht es darum, den Zeitabstand nach vorne zu verringern und den Kaderstatus B, d.h. Platz sechs zu erreichen. Des Weiteren heißt es für mich, mich in der Weltrangliste nach vorne zu arbeiten. Alles in allem freue ich mich vor allem, meinen Sport in einem so großen Wettkampf betreiben zu können und mich mit anderen Sportlern der Weltspitze zu messen.

Stefan Lösler

Unter normalen Umständen werden wohl Michele Ferrarin und Vasily Egorov den Sieg unter sich ausmachen, da beide nicht mit einer Prothese Radfahren bzw. Laufen. Die stärksten Gegner, um evtl. doch um eine Medaille mitzuspielen sind Stephane Bahier, Mark Barr, Brant Garvey und Geoffrey Wersey.

Nora Hansel

Ich denke, dass eine Medaille drin ist. Meine größte Konkurrentin ist Elise Marc. Sie hat mir bei der EM in Kitzbühel allein bereits beim Schwimmen 4 min. abgenommen. Im Radfahren bin ich jedoch deutlich besser. Aufgrund meiner Schwächen im Schwimmen lag hier ganz klar der Fokus in Vorbereitung auf die WM. Ich fühle mich gut, und natürlich bin ich ziemlich aufgeregt, da es meine erste WM überhaupt ist.

Simon Gänger

Meine Vorbereitung lief in Sachen Rad und Laufen sehr gut. Ich habe in den vergangenen Wochen vermehrt harte Koppeleinheiten trainiert, die mich weiter gebracht haben. Zudem habe ich auf dem Rad intensive Kraftausdauer-Einheiten am Berg eingebaut. Meine Baustelle „Schwimmen“ bearbeite ich nach den Schwimmtrainingsplänen von Nadine Mielke, dennoch wird binnen ein paar Wochen aus einer Kaulquappe kein Delphin.

Körperlich fühle ich mich super, hatte keinerlei Probleme durch Trainingsverletzungen oder anderes. Mental hingegen hat mich der Tod von Claudius Gross [Trainer und Freund] in ein Loch gerissen. Dennoch werde ich mich für die bevorstehenden Wettkämpfe durch die Arbeit der letzten Jahre mit Claudius motivieren und werde in seinem Sinne mein Bestmöglichstes geben. Das Starterfeld innerhalb der PT3 ist bockstark. Ich bin stolz, bei der WM dabei zu sein.

Von den Athleten die ich kenne, ist der Top-Favorit für mich Oliver Dreier, wobei ihm sicherlich Alessio Borgato und Lionel Hiffler das Leben schwer machen werden.

Ich widme meine Teilnahme bei der WM in Edmonton Claudius Gross, meinem Trainer, Physiotherapeuten und Freund, der am 17. August durch einen schrecklichen Unfall bei einer Radausfahrt tödlich verunglückt ist.

 

Medienkontakt:

Oliver Kubanek, Tel.: 069-677 205 17 oder 0178-1479833, E-Mail: kubanek@dtu-info.de