"Ich weiß, dass es nicht geht, immer oben zu sein"

14.07.2023 –  thorsten eisenhofer

Johanna Uherek hat am Donnerstagabend mit Rang vier beim Juniorinnenwettbewerb der HAMBURG WASSER World Triathlon Sprint & Relay Championships powered by SUZUKI überrascht. Wir haben mit der 19-Jährigen über eine schlaflose Nacht, ein Mittel gegen Nervosität und ein monatelanges Auf und Ab gesprochen.

2023 WM Hamburg Uherek

Johanna, hast du in der vergangenen Nacht gut geschlafen?

Ich konnte nicht schlafen. Das letzte Mal, als ich auf die Uhr geschaut habe, war um halb vier.

Hast du mittlerweile realisieren können, was du geleistet hast?

Ein bisschen surreal ist es noch. Nach dem Abendessen haben die Jungs gesagt: Platz 40 in der Welt, Platz 51 in der Welt (Tim Semmler und Jan Pluta belegten die Ränge 40 und 51, Anm. d. Red.). Dann habe ich so gedacht: Platz vier. Ich glaube, ich habe es noch nicht wirklich verstanden.

Ein Platz unter den Top 30 war dein Ziel. Kannst du erklären, warum es so gut lief?

Das gute Schwimmen war schon mitentscheidend. Wichtig war, dass ich in der Radgruppe geblieben bin und gut laufen konnte. Ansonsten hatte ich immer Probleme in den vergangenen Jahren: Entweder das Schwimmen lief nicht gut, ich bin aus der Radgruppe gefallen oder nicht gut gelaufen.

War ausgerechnet das WM-Rennen der erste Wettkampf, bei dem du alle drei Bausteine zusammengesetzt bekommen hast?

Ja. Super, dass das ausgerechnet bei der WM geklappt hat (lacht).

Und das ohne große Nervosität?

Doch, nervös waren wir alle. Aber meine Sportpsychologin am Bundesstützpunkt in Potsdam hat mir mal gesagt: Für den Körper ist es egal, ob der Wettbewerb ein Wald-und-Wiesen-Triathlon ist oder die WM. Nur der Kopf macht einen Unterschied. Das habe ich versucht, umzusetzen.

Lass uns zurückblicken: 2022 war für dich ein Jahr mit Auf und Abs.

Das Jahr hat mit der Qualifikation für die JEM gut angefangen. Im Vorfeld der EM konnte ich wegen Schienbeinproblemen vier Wochen nicht laufen, habe dann um eine Sekunde das A-Finale verpasst. Das war natürlich bitter.

Am Tag vor den Deutschen Juniorenmeisterschaften habe ich mich beim Laufen nicht gut gefühlt und hatte einen positiven Corona-Test und damit keinen DM-Start. Mit wenig Training folgte dann das Bundesliga-Rennen am Schliersee, wo ich mich den Berg hochgequält habe. Der neunte Platz beim Junioren-Europacup in Bled war dann ein positiver Saisonabschluss, aber das Jahr lief natürlich alles andere als rund. 

Wie schwer ist es in solchen Situationen, nicht hinzuwerfen. Denn immer oben zu sein, macht doch viel mehr Spaß?

(lacht) Ich weiß, dass es nicht geht, immer oben zu sein, weiß aus den vergangenen Jahren, dass es immer ein Auf und Ab ist, man sich durchkämpfen muss. Sich durchzubeißen gehört einfach dazu. Ich trainiere gerne, quäle mich gerne im Training und mache auch weiter, wenn es mal nicht läuft. Gerade für solche Tage wie gestern. 

Doch diese Tage sind eher selten.

Das stimmt. Deshalb muss man solch einen Tag richtig genießen. Ich weiß, bei der EM Anfang August kann es ganz anders laufen. Da schaue ich nicht Richtung Podest, sondern will diesmal – anders als 2022 - einfach ins A-Finale kommen.

Wie schwer ist es, solche einen Traumtag wie den vierten Rang zu genießen, wenn heute schon wieder zwei Einheiten anstanden?

(lacht) Gestern nach dem Rennen konnte ich den Erfolg genießen, vor allem mit meinen Eltern. Das war schon etwas Besonderes, da sind Tränen geflossen. 

Wir haben viel über das vergangene Jahr gesprochen. Auch dieses Jahr lief vor der WM alles andere als super.

Ich hatte im Frühjahr eine Grippe, habe es nur über Umwege zum JWM-Qualifikationswettkampf nach Caorle geschafft, dort dann ja eigentlich knapp die Qualifikation verpasst. Das war hart für mich. Nur durch die Verletzung von Felipa Herrmann war ich dann plötzlich im Hamburg-Team. Das hat dann natürlich unglaublich gepusht.

Man hat so das Gefühl, du hattest in den vergangenen Monaten viel Pech und gestern kam alles Glück, dass du in den vergangenen Monaten nicht hattest, zusammen.

(lacht) Das kann man schon sagen.

So  hat sich Johanna direkt nach dem Zieleinlauf geäußert