
Reinhold Häußlein: "Ohne Ehrenamtliche wird es schwer, den Sport in der jetzigen Form zu erhalten“
11.03.2025 – Oliver Kraus

Reinhold Häußlein bei seinem letzten Auftritt als Vizepräsident Leistungssport der DTU im Rahmen des Verbandstags in Stuttgart 2024
Reinhold Häußlein war von Anfang an eine treibende Kraft im deutschen Triathlon. Nachdem er selbst in den Sport eingestiegen war, am ersten Triathlon in Deutschland teilgenommen hatte, setzte er sich mit Nachdruck für den Aufbau von Strukturen in Baden-Württemberg ein.
Gemeinsam mit Gleichgesinnten legte er den Grundstein für den organisierten Triathlon in der Region. Seine Vision: Mehr Menschen für diesen vielseitigen Sport begeistern und die Basis für Nachwuchsförderung schaffen.
„Wir haben uns damals in Stuttgart-Feuerbach in einen Bunker eingeschlossen und geschaut, was man überhaupt braucht, um so einen Verband zu gründen. Das waren die Anfänge“, erinnert sich der mittlerweile 76-Jährige.
Mit seinem Einsatz wurde er schnell zu einer prägenden Figur im baden-württembergischen Triathlonverband – ein Engagement, das bis heute nachwirkt.
Denn Häußlein übernahm nicht nur im Landesverband Aufgaben. Auch auf der Bundesebene machte er sich mit jahrelangem Einsatz verdient. Sei es als Bundestrainer Nachwuchs, als Bundestrainer Elite oder als Vizepräsident Leistungssport - wenn man von Ehrenamt im Triathlon spricht, führt kein Weg am Schwaben vorbei.
Diese Art des Einsatzes vermisst er heute zunehmend. Die Bereitschaft, Zeit und Energie in den Sport zu investieren, „ist leider nicht mehr in gleichem Maße vorhanden. Die Arbeit lastet auf immer weniger Schultern.“
Dabei sei es gerade diese Unterstützung, die jungen Sportlerinnen und Sportlern den Einstieg erleichtere und den Vereinsgeist stärke. Auch Trainerinnern, Trainer oder andere Betreuende fehlen zunehmend. "Früher haben wir selbst Fahrgemeinschaften organisiert, Trainingslager geplant und mit minimalen Mitteln Großes auf die Beine gestellt. Es war anstrengend, aber die Gemeinschaft hat es getragen. Heute ist es schwer, genug Helferinnen und Hefer zu finden, die sich dauerhaft engagieren."
Häußlein sieht die Entwicklung mit Sorge: "Ohne Ehrenamtliche wird es schwer, den Sport in der jetzigen Form zu erhalten. Professionelle Strukturen können nicht alles auffangen, und finanzielle Mittel werden knapper." Daher sei es eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre, wieder mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu gewinnen.
Trotz der Herausforderungen blickt er mit Stolz auf seine Zeit im Verband zurück. Zu seinen größten Highlights gehören die ersten Olympischen Spiele mit Triathlon 2000 in Sydney und natürlich der Triumph der deutschen Mixed-Staffel in Paris 2024.
"Sydney war etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal war Triathlon olympisch, und wir standen dort mit unseren Aktiven in einer unglaublichen Kulisse. Die Silbermedaille von Stephan Vuckovic war ein historischer Moment. Man konnte spüren, dass dieser Sport endgültig auf der großen Bühne angekommen war."
Und dann natürlich Paris: "Der Moment, als unsere Mannschaft die Goldmedaille geholt hat, war ein perfekter Abschluss meiner Zeit bei der DTU", sagt Häußlein, der vergangenen November sein Amt als Vizepräsident Leistungssport niedergelegt hatte. "Ich möchte keinen Tag missen, den ich bei der DTU war. Es gab viele schöne Erlebnisse und Erinnerungen, die ich bis an mein Lebensende in mir tragen werde."