Prof. Dr. Martin Engelhardt bei seiner Rede in Worms

Prof. Dr. Martin Engelhardt: "Triathlon ist für mich der ideale Gesundheitssport"

25.02.2025 –  Oliver Kraus

Anlässlich des 40-jährigen Verbandsjubiläums der Deutschen Triathlon Union (DTU) geben verschiedene Gesprächspartnerinnen und -partner in einer Interviewserie Einblicke in die Geschichte der DTU oder beleuchten wichtige Meilensteine.

Prof. Dr. Martin Engelhardt bei seiner Rede in Worms

Prof. Dr. Martin Engelhardt bei seiner Rede in Worms anlässlich des 40-jährigen Verbandsjubiläums (23. Februar 2025).

Den Anfang macht Prof. Dr. Martin Engelhardt, der seit 2011 in zweiter Amtszeit als Präsident an der Spitze des Verbandes steht und dessen Entwicklung seit den Anfangsjahren begleitet.

Dementsprechend ist ein Gespräch mit dem gebürtigen Hanauer eher als ein Eintauchen in lebendige Verbandshistorie zu verstehen, weil Engelhardt detailreich zu jedweden Meilenstein berichten kann. So ist das vorliegende Interview auch nur ein Auszug eines längeren Dialoges, auf den auch in der kommenden Ausgabe (1/25) der triathlonD eingegangen wird. 

Herr Prof. Dr. Engelhardt, Sie begleiten die DTU seit nunmehr drei Jahrzehnten. Ist der Verband für Sie sowas wie ihr „Baby“?
Prof. Dr. Martin Engelhardt: Ob es mein Baby ist? Ich glaube, die DTU ist das Baby von vielen. In den Anfangsjahren war Dr. Joachim Fischer ein entscheidender Motor, der den Verband geprägt hat. Ohne ihn wäre die Fusion der zwei ursprünglich konkurrierenden Triathlon-Verbände kaum möglich gewesen (Die DTU entstand 1985 aus der Fusion von Deutschem Triathlon Verband (DTV) und Deutschem Triathlon Bund (DTrB), Anmerkung d. Red.).

Aber auch Persönlichkeiten wie Triathlon-Urgestein Detlef Kühnel, German Altenried, dem Gründer des Allgäu Triathlon, und Reinhold Häuslein, selbst langjähriger Vizepräsident der DTU, haben den Verband und den Sport in Deutschland entscheidend mitgestaltet.

Worin sehen Sie persönlich Ihre größten Verdienste für die DTU?
Ich habe früh versucht, das Image des Triathlons zu verändern. Ursprünglich galt er als Sport der Spinner – geprägt von den Bildern aus Hawaii. Als Arzt war ich aber überzeugt, dass Triathlon, vernünftig betrieben, eine der gesündesten Sportarten ist.

Mit der Gründung des Triathlonvereins Deutscher Ärzte und Apotheker, wissenschaftlichen Symposien und der Einbindung von Sportmedizinern habe ich in meiner ersten Legislatur versucht, den Sport auf eine solide Basis zu stellen. Auch die Verbindung zu Thomas Bach war ein Meilenstein, der seinen Anteil an der Aufnahme Triathlons ins Olympische Programm hatte.

Prof. Dr. Martin Engelhardt beim Verbandstag in Stuttgart 2024

Prof. Dr. Martin Engelhardt (li) beim Verbandstag in Stuttgart 2024 mit Stuttgarts Bürgermeister Dr. Clemens Maier (mi) und Bernhard Thie, Präsident des Baden-Württembergischen Triathlonverbands
 

Sie haben die DTU dann ein Jahr nach der Olympiapremiere in Sydney verlassen, sind später zurückgekehrt. Was hat Sie dazu bewegt?
Es hat mich sehr geschmerzt, zu sehen, wie der Verband nach dem Olympiasieg von Jan Frodeno in Schieflage geraten ist. Ich bin letztlich zurückgekehrt, weil ich nicht tatenlos zusehen wollte, wie das, was wir aufgebaut hatten, zerfällt. Mit engagierten Mitstreitern wie Reinhold Häuslein oder dem damals noch jungen Generalsekretär Matthias Zöll haben wir die DTU stabilisiert und neu ausgerichtet. 

Ein wichtiger Schritt war dabei die Professionalisierung der Strukturen, im Marketing und im Leistungssport als auch die Stärkung des Veranstaltungswesens, insbesondere in Hamburg.

Was waren in den nunmehr 30 Jahren an der Verbandsspitze Ihre persönlichen Höhe- und Tiefpunkte?
Ein schmerzhafter Tiefpunkt war das Scheitern der ersten geplanten Weltmeisterschaften in Deutschland Anfang der 1990er. Das war eine herbe Enttäuschung.

Warum?

Wir hatten ein zukunftsweisendes Konzept mit Detlef Kühnel erarbeitet, das die Veranstaltung schon damals, Anfang der 1990er Jahre, in die Innenstadt von Nürnberg bringen sollte. Wir hatten aber nicht bedacht, dass der damalige Weltverbandspräsident Les McDonald als junger Mensch Teil der britischen Truppen im Nachkriegsdeutschland gewesen ist und nicht wollte, dass eine WM in einer ehemaligen Nazi-Hochburg stattfindet.

Auf der anderen Seite sind der WM-Erfolg der Mixed-Staffel 2023 in Hamburg und der Mixed-Relay-Olympiasieg in Paris absolute Highlights. Diese Momente zeigen, was möglich ist, wenn ein Verband geschlossen an einem Ziel arbeitet.

Wie sehen Sie die Zukunft der DTU?

Wir dürfen uns nicht auf Erfolgen ausruhen, sondern müssen flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren und bereit sein, neue Wege gemeinsam zu gehen, ohne dass Eigeninteressen überwiegen. 

Allerdings werden Nachwuchsförderung und beispielsweise die Schwimmausbildung weiterhin zentrale Themen der Verbandsarbeit bleiben. Genau wie der Grundtenor: Triathlon ist für mich der ideale Gesundheitssport – für jung und alt.