
Lasse Lührs: „Bei Olympia geht es um Medaillen. Es wäre ein großer Traum, mit einer heimzukommen.“
25.07.2024 – Oliver Kraus

Beim Grand Final in Pontevedra sicherte sich Lasse Lührs als Fünfter seine Startberechtigung für Paris
Der 28-Jährige hatte sich 2023 beim Grand Final in Pontevedra mit einem ausgezeichneten fünften Platz sein Ticket für die Olympischen Spiele gesichert und dementsprechend frühzeitig Planungssicherheit gehabt.
Seine Vorbereitung gestaltete er wie die anderen Aktiven des Olympiakaders individuell und reiste vom 10. Juni bis zum 9. Juli nach Livigno, um auf über 1.800 Metern ein Trainingslager zu absolvieren, ehe er sich den letzten Feinschliff vor dem Saison-Highlight in seiner Wahlheimat Bonn holte.
Lasse, du hast wie der Großteil der ebenfalls in Paris startenden Triathletinnen und Triathleten in der Höhe ein Trainingslager absolviert. Allerdings bist du schon drei Wochen vor dem Zielevent wieder aus Normalhöhe gereist. Warum?
Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass diese Art der Höhentrainingslager-Vorbereitung für mich deutlich besser klappt, wenn ich das Trainingslager noch wirken lassen kann.
Ich habe mich bisher immer schwer getan, direkt aus der Höhe kommend ein gutes Rennen zu machen. Mit zwei, drei Wochen Abstand hat es bislang immer besser geklappt. Das Rennen in Hamburg (WTCS-Rennen in Hamburg Mitte Juli, Anm. d. Red.) hat mich darin bestätigt.

Lasse Lührs gab nach dem enttäuschenden Einzelrennen Mitte Juli beim Kampf um das Staffel-Gold im strömenden Regen von Hamburg alles
Du bist im Einzelrennen in der Elbmetropole wenige Tage nach der Rückkehr aus Italien nur 28. geworden.
Das war schon eine Enttäuschung. Aber ich war dann froh, noch zwei Wochen zuhause zu haben. Hamburg war ein guter Test, um zu sehen, was vielleicht noch fehlt. So konnte ich noch mal ein paar schnellere Einheiten beim Laufen einlegen.
Hamburg war für dich aber nicht nur negativ. Nur einen Tag nach dem Einzel warst du Teil der Staffel, die den WM-Titel in der Mixed Relay erfolgreich verteidigen konnte.
Das war natürlich noch einmal etwas ganz Besonderes und ein guter Schub für die Motivation und das Selbstvertrauen.
Außerdem hat das Rennen Aufschluss gegeben, woran es gelegen haben könnte, wenn es sich von einem Tag auf den anderen plötzlich besser anfühlt. Es scheint, als ob wirklich die schnellen Einheiten gefehlt haben. Das gibt Richtung Paris ein gutes Gefühl.
Wo stehst du jetzt? Wie schätzt du deine Form ein?
Das ist das Schwierige im Triathlon. Man kann es nie sagen. Ich sehe es am 30. Juli. Aber ich bin überzeugt, dass es auf den Punkt klappt.
Das Trainingslager war grundlagenorientiert. Das lief vier Wochen gut. Jetzt habe ich die Möglichkeit, auf Sealevel noch ein paar qualitativ hochwertige Einheiten zu machen.
Hat dich die Zeit nach Hamburg mental belastet?
Nein. Ich war und bin eigentlich recht entspannt. Ich habe schon oft gesehen, dass ein Rennen nicht hinhaut, aber dann kurze Zeit später wieder alles passt. Letztes Jahr lief das Testevent in Paris für mich enttäuschend, dann habe ich wenige Wochen später in Pontevedra mein bestes Rennen der Saison gemacht. Ich bin guter Dinge, alles in den letzten Tagen bis Paris noch hinzubekommen.

Spürst du eigentlich so langsam die Anspannung steigen? Es sind immerhin deine ersten Olympischen Spiele.
Man merkt schon, dass es etwas Besonderes ist.
Ich bin froh, dass ich die letzten Tage vor der Anreise am Samstag in meinem gewohnten Umfeld verbringen kann.
Durch die zielgenaue Anreise verpasst du aber die Eröffnungsfeier.
Ich hätte natürlich gerne teilgenommen, aber man muss alles abwägen. Für uns passt es einfach zeitlich nicht gut. Laut Zeitplan wären wir wohl erst nachts um 2:00 Uhr im Hotel. Das Rennen ist wichtiger. Ich plane aber, bei der Abschlussfeier dabei zu sein. Und die anderen Sportlerinnen und Sportler lernen wir auch so kennen.
Freust du dich auf den Austausch?
Ich finde es sehr spannend, mit Athletinnen und Athleten anderer Sportarten oder aus anderen Ländern in einem Dorf zu leben.
Normalerweise leben wir in unserer Triathlon-Bubble und machen unsere Wettkämpfe. Das ist bei Olympia nicht so.
Aber natürlich freue ich mich auch auf das Rennen.
Und mit welchen Ziel wirst du an der Startlinie stehen?
Ich reise nicht nach Paris, um nur teilzunehmen. Ich möchte meine beste Performance zeigen. Mein großes Ziel ist es, bei der Staffel dabei zu sein. Dafür muss ich aber ein gutes Rennen zeigen.
Bei Olympia geht es um Medaillen. Es wäre ein großer Traum, mit einer heimzukommen. Ich weiß, dass das hochgesteckte Ziele sind, aber sie sind nicht unrealistisch.