Für seinen Großvater

Marco ist als Jugendlicher Triathlet. Wegen der Pendelei zur Arbeit hört er auf. Er nimmt zu, wird unzufrieden. Dann stirbt sein Großvater, eine wichtige Bezugsperson. Marco will nun sein Versprechen gegenüber ihm einlösen, wieder bei Triathlonwettkämpfen zu starten. Doch der Anfang ist schwer.

Marco Zachrau
Marco Zachrau
Ich werde für ihn an den Start gehen. Ich habe ein Versprechen zu erfüllen.
Marco Zachrau

Einer der traurigsten Tage im Leben von Marco Zachrau war zugleich auch einer der wichtigsten Tage in seinem Leben. Ein Tag, der ihm Antrieb und Motivation gibt. Im April des vergangenen Jahres ist Marcos Großvater gestorben. Die Person, über den der 24-Jährige sagt, sie hätten eine sehr enge Bindung gehabt und er sei für ihn wie ein Ziehvater gewesen. Die Person, mit der er immer wieder über seine Ziele im Triathlon gesprochen hat. Die Person, die ihn immer dazu ermuntert hat, diese Ziele auch anzugehen.

Nun sagt Marco: „Ich werde für ihn an den Start gehen. Ich habe ein Versprechen zu erfüllen.“

Zwei Monate vor dem Tod seines Großvaters wog Marco 101 Kilogramm. Ein Gewicht, das ihn unzufrieden machte. Ihn, der von einem austrainierten Körper träumte. Also fing Marco mit Lauftraining an, begann, seine Ernährung umzustellen. Dann folgte der Tod seines Großvaters. Und damit der Tag, der zum eigentlich Katalysator für seine Karriere wurde. Der Tag, an dem er beschloss, zwei Ziele anzugehen, ernsthaft anzugehen: Abzunehmen und Triathlet zu werden.

Für Marco war es genaugenommen kein Schritt in den Triathlon. Sondern eine Rückkehr in den Triathlon. Schon zwischen seinem 15. und seinem 18. Lebensjahr startete er regelmäßig bei Wettkämpfen – damals angestachelt durch seinen Cousin. Er war nicht schlecht, gewann auf regionaler Ebene den einen oder anderen Titel. Für den bayrischen Nachwuchskader reichte es jedoch nicht. „Es war ein Traum“, sagt Marco und fügt hinzu: „Aber ich habe nicht alles für die Erfüllung dieses Traumes getan.“

Mit 18 begann Marco eine Ausbildung am Frankfurter Flughafen. Er pendelte jeden Tag von seinem Wohnort Frammersbach im Spessart nach Frankfurt. Drei Jahre lang. Er verbrachte an Arbeitstagen täglich mindestens zwei Stunden auf der Autobahn. An manchen Tagen war es auch die doppelte Zeit. Viel Zeit für Sport blieb ihm nicht mehr. Ihm fehlte zudem der Ehrgeiz. „Ich wollte es nicht unbedingt“, sagt Marco. Lieber kickte er noch zweimal die Woche im Fußballverein. Fußball war jedoch eher ein Hobby. Keine Leidenschaft, wie es Triathlon werden sollte. Marco nahm in dieser Zeit deutlich zu.

Als Marco im ausgehenden Winter des vergangenen Jahres mit dem Training begann, benötigte er für die fünf Kilometer mehr als 30 Minuten. Das waren Zeiten, die ihn frustrierten. Er merkte, der Weg in den Triathlon wird kein Spaziergang. Sondern ein langer Weg. „Es war“, sagt Marco rückblickend, „eine schwierige Zeit“. Aber er hat ja diesen Traum. Und diesen Traum will er sich unbedingt erfüllen.

Marco verfolgt Triathlon schon seit Jahren. Er hat 2008 als Zwölfjähriger den Olympiasieg von Jan Frodeno im Fernsehen gesehen – und in den folgenden Jahren viele Rennen beim Ironman Frankfurt, dem DATEV Challenge Roth und der Ironman-WM auf Hawaii. Einmal stand er auch in Frankfurt an der Strecke und feuerte seine Idole an. „Mir war immer klar: eines Tages bist du hier als Athlet und kämpfst in deiner Altersklasse um einen Startplatz für die WM auf Hawaii.“

Selbst in den drei Jahren, in denen die Ausbildung im Fokus stand und er kein Triathlon machte, schaute er regelmäßig die großen Rennen. „Es hat mir im Herzen wehgetan, dass ich selbst nicht aktiv war. Aber ich musste akzeptieren, dass die Ausbildung Vorrang hatte“, sagt Marco.

Nach zwei, drei harten Monaten zu Beginn seines Comebacks zeigten sich erste Erfolge. Die Leistungen wurden besser. Er nahm 22 Kilogramm ab. Und er setzte sich Ziele. Kurzfristige, wie erste Wettkämpfe. Und langfristige, wie sein Langdistanzdebüt in vier, fünf Jahren. Im vergangenen Jahr klappten Wettkampfstarts coronabedingt nicht. Für dieses Jahr hat er nun Starts bei acht Wettkämpfen geplant, unter anderem zwei über die Mitteldistanz. Sein mittelfristiges Ziel ist in zwei bis drei Jahren die Ironman 70.3 WM.

In ein paar Jahren hoffe er, sich für die Ironman-WM auf Hawaii qualifizieren zu können. Gelingt ihm das, wäre sein Großvater vermutlich sehr stolz auf ihn gewesen. Vermutlich aber auch über den Weg, den sein Enkel eingeschlagen hat.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.