"Viele hatten Tränen in den Augen"

Am Wochenende hat der Stadttriathlon Erding gezeigt, dass derzeit Wettkämpfe für Breitensportler*innen möglich sind. Wir haben mit Vorstandsmitglied Jürgen Feyerabend-Syre von Trisport Erding über Glücksgefühle bei Athlet*innen und Veranstalter, den Mut, der belohnt wurde und die richtige Art der Kommunikation mit den Behörden gesprochen.

Stadttriathlon Erding
Stadttriathlon Erding
Wir sind gerne bereit, unser Konzept an andere Veranstalter weiterzugeben.
Jürgen Feyerabend-Syre

Jürgen, wie ist die Gefühlslage?

Es war einfach grandios. Alle haben sich gefreut, dass der Wettkampf möglich war, viele hatten Tränen in den Augen. Die Athlet*innen haben sich ohne Murren an die Regeln gehalten.

Die Vorbereitung war ein Wettlauf gegen die Zeit.

Am vergangenen Montag, also weniger als eine Woche vor der Veranstaltung, haben wir die Zustimmung zum Hygienekonzept vom Gesundheitsamt für die Veranstaltung bekommen. Dies war möglich geworden, weil größere Veranstaltungen in Bayern nach einer neuen Verordnung wieder möglich sind. Kurz darauf haben wir dann die Genehmigung vom Ordnungsamt bekommen. Und dann ging es richtig los.

Habt ihr die Tage und Wochen davor geglaubt, dass die Durchführung machbar ist?

Wir haben vereinsintern sehr viel darüber diskutiert und es uns nicht leicht gemacht. Natürlich wollten wir den Wettkampf gerne durchführen. Aber wir befinden uns trotzdem noch in der Pandemie. Wir haben auch ehrlich gesagt mehr Gegenwind, vor allem in den sozialen Medien erwartet, weil sicherlich nicht jeder der Durchführung einer solchen Veranstaltung positiv gegenüber steht.

Euer Mut ist belohnt worden.

Ja, das stimmt. Es waren einige Leute aus dem Veranstaltungsbusiness während des Rennens vor Ort. Denen habe ich gesagt: Wir sind ein gewisses finanzielles Risiko eingegangen, weil wir einfach ein paar Sachen vorher bestellen mussten. Aber wir hatten auch klasse Absprachen mit allen Beteiligten, mit der Freiwilligen Feuerwehr etwa oder dem Deutschen Roten Kreuz. Die haben alle gesagt, es ist kein Problem für uns, wenn ihr uns erst am Montag vorher Bescheid gebt, ob die Veranstaltung stattfinden kann. Wir können bis dahin mit vielen Planungen warten.

Welche Erfahrungen habt ihr mit den Behörden gemacht?

Alle Behörden sind uns sehr entgegengekommen. Wir haben mit unserem Ordnungsamt einen sehr engen Kontakt. Wir hatten vorher schon einen guten Draht, der sich nun noch einmal intensiviert hat. Sie waren sehr kulant und haben uns viel Zeit gegeben. Mit dem Gesundheitsamt haben wir auch gute Erfahrungen gemacht, auch unserem Oberbürgermeister Max Gotz war es nicht zu risikoreich, erst eine Woche vorher zu entscheiden, ob der Wettbewerb stattfindet. Die Entwicklung der vergangenen Woche, was die Inzidenz betrifft, hat uns allen Recht gegeben.

Ihr hättet vor drei Monaten sagen können, jetzt abzusagen ist die weniger riskante Variante.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich damals zu den Skeptikern gehört habe, die eher für eine Absage waren. Aber ein paar Leute aus dem Organisationsteam waren positiv gestimmt. Wir haben die interne Absage-Deadline immer und immer wieder nach hinten verschoben. Es war uns vor allem wichtig, dass wir etwas für die Kinder machen. Es ist zwar eine Politikerfloskel, aber es stimmt eben: Die Kinder gehören zu denen, die am meisten unter der Pandemie leiden, aber am stillsten sind.

500 Athlet*innen sind am Start gewesen.

Normalerweise starten 1500 Athlet*innen. Ein Nullsummenspiel wird das finanziell nicht, auch wenn unser Hauptsponsor treu zu uns steht. Ein bisschen was müssen wir drauflegen. Aber das war es wert.

Wie schwer war es, ein Hygienekonzept auszuarbeiten?

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir mit Mastermind des Wettkampfablaufes, Dr. Martin Schönfelder (Dozent und Laborleiter an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München), und Dr. Lorenz Bott-Flügel (Chefarzt am Klinikum Erding, Anm. d. Red.), die beide beruflich mit dem Thema Corona zu tun haben, zwei Leute im Verein haben, die für das Konzept verantwortlich sind. Es ist dadurch natürlich sehr wissenschaftlich basiert. Als Basis diente das Konzept der DTU von 2020. Aber unser Konzept ist nur drei, vier Seiten lang, es ist kein Hexenwerk. Das können auch andere hinbekommen. Und wir sind auch gerne bereit, unser Konzept an andere Veranstalter weiterzugeben.

Welche Tipps kannst du noch weitergeben?

Zum einen ist es wichtig, mit den Behörden zu reden. Nicht E-Mails zu schreiben, sondern zu reden. Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass es sehr viel hilft, die Leute anzurufen und mit ihnen zu sprechen. Dann ist vieles möglich.

Zum anderen muss man einfach den Mut haben und machen. Das alleine wird von den Athlet*innen schon honoriert. Wenn man dann auch noch kommuniziert, wir geben uns Mühe, wir sind keine Profis, daher harkt es vielleicht an der einen oder anderen Stelle, dann muss man auch keine Angst haben amateurhaft rüberzukommen. Die Athlet*innen haben ein sehr gutes Gespür dafür, wenn man mit Herzblut dabei ist und drücken dann auch mal ein Auge zu. Normalerweise habe ich bis jetzt (das Gespräch wurde am Montagvormittag geführt, Anm. d. Red.) schon einige Beschwerde-E-Mails bekommen. Diesmal gab es bislang fast nur E-Mails, in denen die Athlet*innen ihren Dank ausdrücken.

Veranstalter, die Interesse am Hygienekonzept haben oder sich über Erfahrungen austauschen wollen, dürfen sich gerne per E-Mail an Jürgen Feyerabend-Syre (stadttriathlon@trisport-erding.de) wenden.