Marco und das Rätsel um die Zahlen 70 und 3

Marco machte sich über Jahre keinen Gedanken über seinen Lebensstil. Bis ihn eine Erkrankung zum Nachdenken brachte. Er hörte auf zu rauchen, kaufte sich eine Fitnessuhr und begann Sport zu treiben und abzunehmen. Sein Nachbar überredete ihn zur Teilnahme an einem Triathloncamp. Der Beginn einer Liebe.

Marco Pintar
Marco Pintar
Alles Strecken über 100 Meter waren mir zu weit
Marco Pintar

Als Marco im März 2019 an einem Triathloncamp auf Fuerteventura teilnahm, wunderte er sich, warum so viele der Sportler*innen dort mit T-Shirts rumliefen, auf denen jeweils recht prominent die Zahlenfolge 7, 0, (Punkt) 3 aufgedruckt war. Er verstand nicht, warum gefühlt jeder außer ihm solch ein T-Shirt besaß. „Ich habe mich“, sagt Marco und lacht, „gefragt, ob es sich dabei um Werbung für einen Radiosender handelt, der auf der Frequenz 70,3 sendet.“

Man muss, um diese Geschichte einordnen zu können, wissen: Marco war zu diesem Zeitpunkt noch ein angehender Triathlet. In den 20 Jahren zuvor hatte er recht wenig (genaugenommen fast gar nichts) mit Sport zu tun. Er ernährte sich ungesund, trank viel Bier, rauchte und bewegte sich wenig. „Alles Strecken über 100 Meter waren mir zu weit“, sagt Marco.

Dann erkrankte er im August 2017 am Hantavirus. Er musste ins Krankenhaus. Zwei Wochen lang. Es war keine lebensgefährliche Situation. Aber doch eine Situation, die ihn zum Nachdenken brachte. Über sein Leben. Über seinen Lebensstil. Heute sagt er über diese Zeit: „Auch wenn es komisch klingt: Die Erkrankung war das Beste, was mir passieren konnte.“

Marco hörte auf zu rauchen und kaufte sich eine Fitnessuhr. Er merkte: Es ist im Alltag gar nicht so einfach, täglich die 10.000 Schritte, von denen alle immer sprechen, zurückzulegen. Er war schon froh, wenn er annähernd die Hälfte schaffte.

In der sich der Erkrankung anschließenden Reha kam Marco, zu diesem Zeitpunkt 120 Kilogramm schwer, erstmals seit Jahren wieder mit Sport in Kontakt. Er startete mit einer Minute Joggen, einer Minute Gehen im Wechsel. Zum Laufen kamen bald Schwimmen und Rad fahren hinzu - weil er merkte, dass die reine Lauf-Belastung für seinen Bewegungsapparat aufgrund des Gewichtes und Sprunggelenksproblemen aus seine Zeit als (junger) Fußballer enorm waren.

Er schwamm also, fuhr Rad und lief. Er machte das, weil es ihm gut tat, weil er abnahm, weil er Erfolge spürte. Nicht weil dies die drei Triathlonsportarten sind. „Bis dahin habe ich Triathlet*innen für Verrückte gehalten“, sagt Marco. Wenn sein Nachbar im Sommer bei 30 Grad joggen oder Rad fahren ging, schüttelte er den Kopf.

2018, innerhalb eines Jahres, schaffte es Marco, über 20 Kilogramm abzunehmen. Seine Leistung konnte er von Woche zu Woche, von Monat zu Monat steigern. Erst lief er eine Minute am Stück, dann zwei, dann fünf. Irgendwann war er soweit, dass er mehrere Kilometer ohne Pause laufen, die Kilometerzeiten vergleichen konnte. „Das hat mich motiviert und gepusht“, sagt Marco.

Dann kam sein Nachbar ins Spiel. Jener Nachbar, dem Marco ein paar Jahre zuvor noch kopfschüttelnd dabei zugesehen hatte, wie dieser im Hochsommer bei 30 Grad Sport trieb. Uwe, so heißt der Nachbar, überredete Marco zuerst, gemeinsam bei einem Laufwettkampf zu starten und überzeugte ihn dann davon, im kommenden Frühjahr zusammen an dem zu Beginn der Geschichte schon erwähnten Trainingscamp auf Fuerteventura teilzunehmen.

Im Laufe des Camps verstand Marco dann auch, was es mit diesem Ironman 70.3 auf sich hat und dachte: Solch ein Ziel hilft, bei etwas langfristig dabei zu bleiben. Eine Mitteldistanz wurde zu seinem (mittelfristigen) Ziel. 2019 absolvierte er seine ersten beiden Wettkämpfe, jeweils über die Sprintdistanz. Der Moment, in dem er merkte, dass Triathlon sein Sport ist, war allerdings der DATEV Challenge Roth im selben Jahr. „Als ich dort als Zuschauer die Zieleinläufe verfolgt habe, hatte ich Gänsehaut. Da habe ich gemerkt, dass ich richtig bin und den Weg weitergehen möchte“, sagt Marco.

Dieser Weg hätte 2020 zu seiner ersten Mitteldistanz beim Ironman 70.3 in Koper (Slowenien), dem Heimatland seines Vaters, führen sollen. Das klappte coronabedingt nicht. Nun will er dies im September dieses Jahres nachholen.

Marco sagt, dass er ohne Triathlon, wohl in ein Motivationsloch gefallen wäre. Vielleicht hätte er sogar mit dem Sport aufgehört, wäre wieder der Marco der Jahre vor 2018 geworden. „Der Triathlon hilft mir in dieser schwierigen Zeit, das Training gibt meinen Tagen Struktur“, sagt er.

Er hofft, dass er sich dieses Jahr sein erstes Ironman-70.3-Finishershirt sichern kann. „Ich könnte mir so ein Shirt ja auch bestellen. Das wäre einfacher, als es mir zu verdienen“, sagt Marco und fügt an: „Vor drei Jahren hätte ich es mir bestellt.“ Vor drei Jahren ist aber nicht 2021.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.